Foto: HkD

Reichspogromnacht: Innehalten und erinnern

Nachricht 09. November 2022

Mit der Pogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 gingen die Nationalsozialisten zur offenen Gewalt gegen die jüdische Minderheit im Dritten Reich über. Es brannten Synagogen, jüdische Geschäfte, Wohnungen wurden verwüstet und jüdische Bürger misshandelt. Drei Jahre vor Beginn der systematischen Massendeportationen und nach zahlreichen rechtlichen Diskriminierungen erhielt die Verfolgung der Juden mit den Ausschreitungen einen neuen Charakter.

Als Vorwand für die Übergriffe diente den Nationalsozialisten das Attentat des aus Hannover stammenden 17-jährigen Juden Herschel Grynszpan auf den deutschen Diplomaten Ernst vom Rath am 7. November 1938 in Paris. Propagandaminister Joseph Goebbels nutzte die Gelegenheit, um bei einem Treffen von Parteiführern in München das Signal für die Gewaltaktionen zu geben. In der Öffentlichkeit versuchte die NS-Führung, die Welle der Gewalt als „spontanen Ausbruch des Volkszorns“ erscheinen zu lassen.

An den Gewalttaten beteiligten sich vor allem SA- und SS-Männer und Parteimitglieder, vielerorts aber auch Teile der deutschen Bevölkerung. Im Volksmund bürgerte sich wegen der zerstörten Fensterscheiben jüdischer Geschäfte der verharmlosende Name „Reichskristallnacht“ für die Ausschreitungen im November 1938 ein. Der Begriff wurde später durch die Bezeichnung „Reichspogromnacht“ ersetzt.

Die Mehrzahl der Synagogen und jüdischen Gebetshäuser ging in der Pogromnacht in Flammen auf. Die offizielle Bilanz waren rund 7.500 verwüstete Geschäfte, 267 zerstörte Synagogen und Gemeindehäuser sowie 91 Tote. Wissenschaftler gehen heute davon aus, dass mehr als 1.300 Menschen getötet und mindestens 1.400 Synagogen in Deutschland und Österreich stark beschädigt oder zerstört wurden. Das öffentliche Leben der Juden in Deutschland kam nach den Pogromen völlig zum Erliegen.

epd-Landesdienst Niedersachsen-Bremen

Ansprechpartnerin

rudnik_2014_600_nf_l
Apl. Prof. Dr. Ursula Rudnick

Referentin für Kirche und Judentum
Pastorin