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Neues Zuhause für den Zaunkönig

Nachricht 13. April 2022

St.-Martinskirche Linden startet Ökologieprojekt und lädt ab Ostern zu Aktionswochen ein

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Alle packen mit an, wenn die lange Leiter zum Anbringen der Nistkästen an den Bäumen aufgestellt werden soll. Foto: Luise Hofmann

„So, jetzt kannst du mir das Häuschen reichen“, ruft Daniel Hochgürtel seiner Tochter zu. Edda steht am Fuß der Leiter und hält ihrem Vater mit beiden Händen den kleinen hölzernen Nistkasten hin. Hochgürtel klettert noch ein paar Stufen, dann befestigt er die Vogelbehausung an einem Ahorn im Garten der Lindener St.-Martins-Gemeinde. Es ist einer der ersten warmen Frühlingstage und die Gartengruppe macht Tempo, um alle Nistkästen an die Bäume zu bringen. Schließlich sind die Meisen, Rotkehlchen, Spatzen und Zaunkönige schon sicht- und hörbar unterwegs, um Nestmaterial und einen ungestörten Brutplatz zu suchen.

„Wir beteiligen uns an einem langfristigen Ökologieprojekt der hannoverschen Landeskirche“, erzählt Initiatorin Kari Bergmann vom Kirchenvorstand. Dabei erhalten Kirchengemeinden Zuschüsse, wenn sie ihre Freiflächen unter Biodiversitäts-Aspekten gestalten oder neu anlegen. St. Martin Linden bewarb sich im Herbst vergangenen Jahres um die Teilnahme an dem Projekt „Biodiversitätscheck in Kirchengemeinden“, kurz BiCK. Bei einer ersten Pflanzaktion ersetzten Bergmann und der Küster und Gärtner Johannes Kufner den überreichlich vorhandenen Storchschnabel teilweise durch Goldlack, Thymian oder wilden Majoran. „Diese Pflanzen bieten einer Vielzahl von Insektenarten Nahrung und unterstützen damit den Erhalt der Artenvielfalt“, erklärt Bergmann.

Der Winter gehörte dann dem Bau von Vogel- und Fledermaus-Nistkästen, Futterhäuschen oder einem Kobel genannten Eichhörnchennest. „Wir wollten unsere ganze Gemeinde an dem BiCK-Projekt beteiligen“, sagt Bergmann. Dabei spielt der Kindergarten eine wichtige Rolle. Kita-Leiterin Heide Steinführer erhielt mehrere Bausätze für die Nistkästen und beraumte dann ökologische Projekttage an. Bevor die Drei- bis Fünfjährigen mit dem Zusammenbauen begannen, erzählte Steinführer ihnen anschaulich von dem mühevollen Leben der Meiseneltern. Die Suche nach sicheren Brutplätzen, das Anlegen eines Nestes, nicht zu früh, aber auch nicht zu spät im Jahr, ungestörte Ruhe beim Brüten, schließlich die Futtersuche und die tägliche Versorgung der hungrigen Meisenkinder. Ganz stolz seien die rund zehn Kinder gewesen, dann die Häuser für die Meisenfamilien bauen zu dürfen, berichtet Steinführer. Eddas Vater und Kita-Mitarbeitende mussten natürlich helfen, denn die Nistkästen brauchten auch eine sichere Verschraubung und manch festen Hammerschlag.

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Projektinitiatorin Kari Bergmann bereitet mit den Kita-Kindern die Aufhängung eines Eichhörnchen-Kästchens vor. Foto: Luise Hofmann

Zu dem Aktionstag im Frühjahr, bei dem die Nistkästen angebracht wurden, lud Diakonin Dorothee Beckermann noch einige Konfirmanden ein. „Ziel des BiCK-Projektes ist es nicht nur, aus Kirchenland Orte der Biodiversität zu machen, sondern auch zum Bewusstseinswandel gerade auch der jungen Generation beizutragen“, sagt Bergmann. „Das Artensterben entzieht langfristig auch uns Menschen die Nahrungsgrundlagen und ist so eine Frage des Überlebens.“ Deshalb möchte Bergmann mit dem Ökologie-Engagement der St.-Martins-Gemeinde auch nicht an der eigenen Kirchentür haltmachen. Von Ostern bis nach Pfingsten startet St. Martin „Lindener Aktionswochen für die Biodiversität“, für die Bergmann Kooperationspartner im ganzen Stadtteil gesucht hat. Dabei sind beispielsweise das Kindermuseum Zinnober, der Verein „Hannover summt“, die Stadtbibliothek oder der Förderverein Von-Alten-Garten.

Los geht es am Ostersonnabend, 16. April, beispielsweise mit einer Zimmerpflanzen-Tauschbörse unter dem Motto „Biodiversität im Wohnzimmer? Na klar!“ in der Stadtbibliothek Linden. Es folgen dann Veranstaltungen wie das Basteln einer Samenbombe am Sonnabend, 7. Mai, im Lindener Rathaus, eine Abendandacht zum „Lied der Amsel“ am Sonntag, 18. Mai, in der St.-Martinskirche oder eine Bastelaktion für einen „Minigarten im Schuhkarton“ am Sonnabend, 11. Juni. Eine Imkerin aus Linden lädt am Sonnabend, 21. Mai, zu einem „Tag des offenen Balkons“ ein, bei dem es um die ökologische Gestaltung von Balkonen gehen soll. Den Abschluss der Aktionswochen bildet ein Gottesdienst zum Thema „Paradiesisch?! - Ein Garten voller Leben!“ am Sonntag, 26. Juni, in der St.-Martinskirche.

Auch mit dem traditionellen Sonntags-Café im Gemeindegarten startet St. Martin voraussichtlich wieder am Sonntag, 24. April. Seit rund zehn Jahren veranstaltet die Gemeinde zwischen April und September an jedem letzten Sonntag im Monat jeweils von 14.30 bis 17.30 Uhr ein Garten-Café. Dabei gibt es neben selbstgebackenem Kuchen hin und wieder auch kulturelle Angebote wie Lesungen oder Konzerte. Der an den Von-Alten-Park grenzende Garten der St.-Martinskirche mit seinem alten Baumbestand ist ein weitläufiges Gelände. Selbst wenn beim Garten-Café Geschirrklappern, Kinderlachen und rege Unterhaltungen der Gäste zu hören sind, „werden wir unseren brütenden Vögeln und scheuen Tieren noch genug Stille bieten können, damit sie sich bei uns wohlfühlen“, ist sich Kari Bergmann sicher.

Der Evangelisch-lutherische Stadtkirchenverband Hannover ist der Zusammenschluss von 60 Kirchengemeinden in Hannover, Garbsen und Seelze. Er repräsentiert damit rund 170 000 Gemeindemitglieder. Verbunden mit dem Stadtkirchenverband sind weitere Einrichtungen wie das Diakonische Werk Hannover gGmbH, der Stadtjugenddienst, Kindertagesstätten, die Stadtakademie,  Krankenhaus-, Telefon- oder Gefängnisseelsorge. Der Stadtkirchenverband wird von Haupt- und Ehrenamtlichen über die Gremien des Stadtkirchenvorstandes und des Stadtkirchentages geleitet. Zum Leitungsteam gehören der Stadtsuperintendent, die Superintendentin und zwei Superintendenten.

Öffentlichkeitsarbeit im Evangelisch-lutherischen Stadtkirchenverband Hannover