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Fachtag „Wir haben eine Kirche – haben Sie Ideen?“ zur erweiterten Kirchennutzung

Pressemitteilung 05. Juni 2023

„Wir haben eine Kirche – haben Sie Ideen?“ lautet der Titel eines Fachtages am 17. Juni in Hildesheim, der Impulse und Beispiele zur erweiterten Nutzung von Kirchen speziell im ländlichen Raum geben will. „Kirchengemeinden sind im Umgang mit ihren Sakralgebäuden stark herausgefordert“, sagt Peter Meißner, Referent für Gemeinwesendiakonie im Haus kirchlicher Dienste (HkD). „Angesichts der Situation, dass häufig weder das Geld zum Unterhalt der Kirchen reicht, noch ausreichend Gottesdienstteilnehmende sie füllen, brauchen die Gemeinden neue Ideen.“ Bei dem Fachtag, den das Netzwerk Gemeinwesendiakonie und Quartiersentwicklung in Niedersachsen veranstaltet, wird ein Forschungsprojekt der Hildesheimer Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst (HAWK) vorgestellt. Studierende hatten unter Leitung der Professorin und Architektin Dr.-Ing. Birgit Franz 20 südniedersächsische Dorfkirchen untersucht und Beispiele zu deren Umnutzung erarbeitet. Dabei hatte die Hochschule die örtliche Bevölkerung in Form von Beteiligungsworkshops mit einbezogen.

In ihrem Impulsvortrag „Räume für Ideen – eine erweiterte Nutzung von Dorfkirchen“ stellt Professorin Franz das Forschungsprojekt in Auszügen vor. Vier Workshops bieten eine weitere Vertiefung des Themas. Im ersten Workshop berichtet Professorin Franz über die Kooperation der Hochschule und der Kirche anlässlich des Forschungsprojekts. Der zweite Workshop unter dem Titel „Das Geld folgt den Ideen – Rahmenbedingungen und Finanzierung“ vermittelt Möglichkeiten der Finanzierung von Kirchen-Umnutzungsprojekten. Antonia Vanessa Busch, Leitung des Grundstücksreferats und Projektleiterin Gebäudezukunftsprozess in der braunschweigischen Landeskirche, stellt dabei unter anderem landeskirchenunabhängige Fördermöglichkeiten wie beispielsweise das Deutsche Hilfswerk vor.

Kirche für alle Menschen im Quartier

Im dritten Workshop „Etwas, das bleibt! – Kolumbarien“ geht es um den Einbau von Kolumbarien in Kirchen. Pastorin Anneke Ihlenfeldt von der Michaelis- und Paulusgemeinde Bremerhaven-Lehe stellt den Einbau eines Kolumbariums in die Michaeliskirche Ende des Jahres 2022 vor und berichtet über neue Erfahrungen mit Besuchenden dieses umgewandelten Kirchenraumes. Das Kolumbarium grenzt direkt an die Gemeinderäume, in denen Gruppen stattfinden. Neu kämen „die Trauernden, die Müden und die, die mal Ruhe brauchen, in unsere Räume. Es kommen auch die Mütter mit ihren Kinderwagen, die Jugendlichen abends und nehmen sich Raum vor dem Kolumbarium: Da stehen zwei Bänke und schöne Blumen und man kann sich in der Abendsonne entspannen“, beschreibt die Pastorin. Vertiefte Gespräche über Leben und Tod, der „nun mitten im Leben ist“, ergäben sich, zudem „holen wir verschiedene Gruppen ins Haus, wie die ‚Verwaisten Eltern‘  und ein Trauercafé“. „Dadurch baut sich die Gemeinde um“, sagt die Pastorin.  Der zweite Referent, HAWK-Professor Dr.-Ing. Georg Maybaum, war an dem HAWK-Forschungsprojekt beteiligt und wird über den Planungsprozess für ein Kolumbarium im südniedersächsischen Raum ebenso berichten wie über seine diesbezügliche Beratungstätigkeit für weitere Gemeinden.

Im vierten Workshop „Eine Frage der Perspektive – Schritte in der Beratung“ erläutern Peter Meißner und Elke Pink, Referentin für Gemeinwesendiakonie in der braunschweigischen Landeskirche, wie ein Beteiligungsprozess mit der lokalen Bevölkerung organisiert und durchgeführt werden kann. „Der Einbezug der im Quartier einer Gemeinde lebenden Menschen ist sehr wichtig“, sagt Meißner. „Kirchengemeinden realisieren zunehmend, dass sie auf die Menschen im Sozialraum zugehen müssen, um gemeinsam mit ihnen neue Formen der Kirchennutzung zu finden.“ Neben der äußeren Notwendigkeit, Kirchen angesichts steigender Unterhaltungskosten erweitert zu nutzen, verändere sich auch die kirchliche Haltung. „Wir sind Kirche für alle Menschen im Quartier, nicht nur für die Kirchenmitglieder“ sei die Leitlinie. „Mit der Frage ‚Wie können wir unsere Gebäude im Quartier den Menschen zur Verfügung stellen‘ gehen die Gemeinden zunehmend auf Interessenten im Sozialraum zu“, beschreibt Meißner. In diesem Prozess seien Ideen zur erweiterten Nutzung, wie sie bei dem Fachtag vorgestellt würden, äußerst hilfreich.

Weitere Informationen

Der Fachtag zur erweiterten Kirchennutzung findet am Sonnabend, 17. Juni, von 10 bis 15 Uhr im Gemeindehaus St. Lamberti in Hildesheim statt. Die Teilnahme ist kostenfrei.
 

Zur Anmeldung

Ansprechpartner

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Peter Meißner

Leitender Referent Initiative Gemeinwesendiakonie
Diplom-Sozialpädagoge