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Gedenkstätte will an „Boatpeople“ erinnern

Nachricht 06. Oktober 2022

Das Schicksal der mehr als 3.100 vietnamesischen „Boatpeople“, die ab 1978 in Ostfriesland Schutz fanden, soll in einem neuen Erweiterungsbau an der Dokumentationsstätte „Gnadenkirche Tidofeld“ in Norden beleuchtet werden. Der Bund werde über das Programm „KulturInvest“ mit 1,5 Millionen Euro die Hälfte des Vorhabens finanzieren, teilte der Vorsitzende des Trägervereins, der Norder Superintendent Helmut Kirschstein, am Donnerstag mit. Nun gehe es darum, weitere 1,5 Millionen Euro einzuwerben.

Seit rund vier Jahren bemüht sich Kirschstein zufolge der Arbeitskreis Forum Boatpeople um die Erweiterung der Dokumentationsstätte. Ziel sei es, bundesweit erstmalig die Ankunfts- und Integrationsgeschichte der vietnamesischen Bootsflüchtlinge darzustellen. Die Menschen flohen damals über das offene Meer vor dem Krieg in ihrer Heimat.

Mehr als die Hälfte der in Niedersachsen aufgenommenen Vietnamesen erreichten Ende der 1970er Jahre über das Sozialwerk Nazareth in Norden-Norddeich das Land Niedersachsen. Die Menschen prägen laut Kirschstein bis heute die Region. Außerdem gelte ihre Aufnahme als Zäsur in der bundesdeutschen Asylpolitik. Damals sei die Kontingentregelung geschaffen worden, die bis heute immer wieder Anwendung finde.

Seit 2013 wird die Gnadenkirche im Norder Stadtteil Tidofeld als Dokumentationsstätte genutzt. Dort entstand nach dem Zweiten Weltkrieg eines der größten Flüchtlings- und Vertriebenenlager in Niedersachsen. Bis 1960 kamen in Tidofeld insgesamt rund 6.000 Flüchtlinge und Vertriebene vor allem aus Schlesien unter. 1961 wurde als Ersatz für eine Barackenkirche die heutige „Gnadenkirche Tidofeld“ gebaut.

Träger der Dokumentationsstätte „Gnadenkirche Tidofeld“ ist ein gleichnamiger Verein. Seine Gründung am 5. Mai 2009 geht auf eine Projektgruppe des evangelisch-lutherischen Kirchenkreises Norden zurück. Institutionelle Mitglieder sind die Stadt Norden, der Landkreis Aurich, das römisch-katholische Bistum Osnabrück sowie der Kirchenkreis Norden. Schirmherren sind der hannoversche Landesbischof Ralf Meister und Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD).

Evangelischer Pressedienst (epd), Landesdienst Niedersachsen-Bremen