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Hinduismus

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Foto: Jürgen Schnare/HkD

Der Hinduismus gilt mit vielleicht 900 Millionen Anhängern als drittgrößte Weltreligion nach dem Christentum und dem Islam. Allerdings bietet er längst kein so einheitliches Bild wie diese und ist außerhalb Indiens nur schwach präsent. Man könnte auch von einer Religionsfamilie sprechen, die sowohl die Formen eines monotheistischen Gottesglaubens wie auch eine nicht-theistische Spiritualität umfasst. Die heutigen Erscheinungsformen haben sich in einem etwa 3000jährigen Prozess seit 1000 v. Chr. herausgebildet. Die gemeinsame Bezeichnung Hinduismus für diese verschiedenen religiösen Strömungen geht auf die Europäer zurück, die während der Kolonialzeit Indien besetzt hielten. Mittlerweile ist sie allgemein gebräuchlich. Der traditionelle Hinduismus ist in Deutschland hauptsächlich durch einige zehntausend Migrantinnen und Migranten aus Sri Lanka vertreten. Daneben gibt es eine ganze Reihe von hinduistischen Gruppierungen, die vielfach auf die Tätigkeit von Gurus (Lehrern) zurückgehen.

Als jeweilige Vertreter der höchsten Gottheit gelten für die drei monotheistischen Hauptrichtungen einmal der Gott Vishnu oder eine seiner Verkörperungen (Avatare) wie Krishna oder Rama, daneben der Gott Shiva oder aber die Göttin in ihren verschiedenen Formen wie Durga, Kali oder Parvati als Verkörperung der weiblichen Kraft (Shakti).

Ohne Gott kommt der Advaita Vedanta aus, der in Shankara (um 800 n. Chr.) seinen Hauptvertreter hat. Hier wird die Einheit des menschlichen Selbst (atman) mit dem „göttlichen“, nicht personal verstandenen Weltgeist (brahman) vertreten. Während Erlösung (moksha) für die Vertreter des Gottesglaubens bedeutet, dass die Seele den Weg zur Vereinigung mit Gott findet, geht es im Advaita Vedanta darum, die vorhandene Einheit der Einzelseele mit dem Ganzen, die den Menschen durch den täuschenden Schleier der maya nur verborgen ist, aufzudecken und zu erkennen oder zu erfahren.

Trotz dieser Unterschiede gibt es zwischen den beschriebenen Strömungen viele Gemeinsamkeiten, die es rechtfertigen, den Hinduismus als eine religiöse aber auch kulturelle und gesellschaftliche Einheit zu behandeln. Eine ganze Reihe von neuen religiösen Bewegungen, die in den letzten Jahrzehnten in Erscheinung getreten sind, haben in diesem Kontext ihren Ursprung. Vielfach ist bei ihrer Entstehung und Verbreitung das Guru-Prinzip der indischen Religion wirksam gewesen. Darüber hinaus finden sich im Bereich von Esoterik, Wellness oder der Alltagsreligiosität Konzepte wieder, die in der hinduistischen Religion und Kultur ihren Ursprung haben.