Herbergsvater nennt Peter Kluwe sich. Die Menschen, die in seine Herberge kommen, sind stille Pilgernde, unterwegs zu sich, zu Gott oder einfach nur, um die Natur zu genießen. Kluwe heißt sie alle willkommen in der Pilgerherberge Bursfelde am Weserufer. Eine Woche lang kümmert er sich um die Frauen und Männer, die den Pilgerweg Loccum-Volkenroda ganz oder in Etappen gehen. Die Herberge im Geistlichen Zentrum Kloster Bursfelde ist eine der Stationen auf dem Weg. Nahe dem Tagungshaus und der alten romanischen Kirche ist eine Pilgerherberge eingerichtet. Von Ostern bis zum Reformationstag können Pilgernde dort übernachten.
Ein einfaches Zimmer, eine kleine Küche, mehr braucht es nicht beim Pilgern, das Kluwe „einen mobilen Gottesdienst“ nennt, denn „Pilgern ist etwas anderes als Wandern“. „Auch wenn viele es nicht so direkt ausdrücken, sind sie doch auf einer spirituellen Suche“, hat er in den Gesprächen erfahren, die sich beim Abendessen, nach einer gemeinsamen Andacht oder einfach nebenbei ergeben. „Viele gehen deshalb auch bewusst alleine, meist sind mehr Frauen als Männer unterwegs“, sagt Kluwe, der mehr als zehn Jahre ehrenamtlich als Pilgerbegleiter tätig war. In Bursfelde Herbergsvater zu sein, bedeutet für ihn selber, „aus einem betriebsamen Alltag rauszukommen, ohne Fernsehen und E-Mails an einem wunderschönen Ort eine Auszeit zu erleben“. Und eben Gespräche mit den häufig spontan auftauchenden Pilgernden zu führen. Auch Andachten bietet er an, gibt einen Pilgersegen mit auf den Weg oder legt auf Wunsch die Hand auf manchen PilgerInnnen-Kopf, „dabei habe ich auch schon Tränen fließen sehen“. Häufiges Motiv für eine Pilgerwanderung sei der Wunsch, sein Leben zu überdenken und eine neue Richtung zu finden. Der Übergang vom Beruf in die Rente, eine Trennung oder eine persönliche Sinnsuche seien die Themen, die Menschen auf ihrem Weg beschäftigten. „Es ist erstaunlich, wie offen und bereit zu tiefergehenden Gesprächen viele Pilgernde sind“, sagt der ehemalige Lehrer aus Hameln, der auch als Telefonseelsorger gearbeitet hat. „Wie berührend und sinnstiftend ihre Zeit unterwegs war, erfahren wir auch durch die Gästebuch-Einträge vieler Pilgernder.“