Grafik: HkD

Option Südafrika

Option Antirassismus / Südafrika

Ablauf

Simulationsspiel I: Whites/Non-Whites

Die Jugendlichen bekommen gleich beim Hereinkommen Buttons mit der Aufschrift "White" oder "Non-White". Sie werden angewiesen, in den bereits vorbereiteten und gekennzeichneten Sektionen Platz zu nehmen. Die Unterschiede der jeweiligen Situation werden sofort klar, da die "Non-Whites" dicht gedrängt auf engstem Raum sitzen müssen, während die "Whites" auf der anderen Seite des durch eine aufgeklebte Grenzmarkierung gekennzeichneten Sektion viel Platz haben und ihnen Kaffee und Kekse angeboten werden.

Südafrika-Quiz: Zum Hintergrund des Apartheid-Staates

Nach einer Begrüßung und Vorstellung der Mitarbeiter_innen wird ein kleines aufgelockertes Quiz zum Thema Südafrika durchgeführt (Anreiz für die "Non-Whites", sich durch mehr Punkte einen Anteil an den Ressourcen der "Whites" zu "verdienen"). Anhand des Quiz werden einige Grundinformationen zu Südafrika vermittelt, die die Gegensätze zwischen weißer und schwarzer Wirklichkeit deutlich machen. Darauf folgt nach einen kurzen Überleitung (Südafrika-Karte) ein Video-Impuls aus dem Film "Cry Freedom/Schrei nach Freiheit" zu den Soweto-Unruhen von 1976. Dieser Kurz-Impuls ist sehr schockierend, weckt dadurch aber auch die Betroffenheit der Schüler_innen und macht die zunehmende Gewaltspirale Südafrikas bis zur Wahl 1994 deutlich. Den Schüler_innen wird anschließend in einem Unterrichtsgespräch die Möglichkeit gegeben, ihre Emotionen und Eindrücke zu verbalisieren.

Gang durch das Flüchtlingslager Canaan: Gewaltursachen (strukturell, ethnisch, personell) beleuchten

Dieser noch allgemeine Impuls wird personalisiert durch die Darstellung des Lebens in dem Flüchtlingslager Canaan bei Durban (Raumwechsel bzw. Verlassen der Sektionen). Anhand der Ausstellung "Canaan ist überall" (siehe Hintergrundinformation zum Squatter Camp Canaan) wird auf weitere Gewaltursachen hingewiesen und anhand der Darstellung von individuellen Schicksalen eine Identifikation ermöglicht. Dabei wird Wert darauf gelegt, immer wieder den Vergleich zur eigenen Lebenssituation herzustellen.

3-D Spiel oder Brettspiel Canaan: Emotionale Vertiefung "Was macht Gewalt mit mir?"

Eine Vertiefung dieser Identifikation geschieht durch die Durchführung eines Simulationsspiels, an dem mindestens 12 Mitspieler_innen direkt und die übrigen TeilnehmerInnen indirekt beteiligt werden können. Dieses dreidimensionale Labyrinth- und Geschicklichkeitsspiel (siehe Begleitinformation zum Planspiel "Canaan - eine Flüchtlingsfamilie unterwegs") ermöglicht es Schülerinnen, den Weg einer Flüchtlingsfamilie nachzuerleben. Die MitspielerInnen versuchen, gemeinsam verschiedene Hindernisse mit und ohne Hilfe von außen zu überwinden und eine neue, gesicherte Existenz aufzubauen. Positive und negative Aspekte des Umgangs mit Gewalt werden dabei anschaulich und erlebbar gemacht. Alterantiv kann ein Brettspiel verwendet werden.

Simulationsspiel II: Auswertung der Sitzordnung

Nach Rückkehr in die ursprünglichen Sektionen und einem Video-Impuls, der das Spiel wieder in die Realität zurückübersetzt (Gang durch das Flüchtlingslager Canaan mit Erklärungen des Referenten), wird nun die Apartheids-Sitzordnung reflektiert. (Fast ausnahmslos kehren die Schüler_innen aus Gewohnheit an den ihnen anfangs vorgeschriebenen Platz zurück, ohne dazu extra aufgefordert zu werden!). Hier liegt eine wichtige Schnittstelle, an der die "Metapher Südafrika" das Phänomen struktureller Gewalt und unbewußter Übernahme falscher Verhaltensmuster und Ausgrenzungs- mechanismen bewusst macht und zur Auseinandersetzung damit einlädt. Den Schüler_innen erarbeiten Lösungsmöglichkeiten des Konflikts "Apartheids-Sitzordnung" und lernen dabei die verschiedenen Konsequenzen kennen (win-win-Situation, win-loose-Situation, loose-loose-Situation).

Formen der Gewalt im eigenen Umfeld erkennen

Nach einer Pause geschieht der Transfer der Gewalt-Thematik auf die eigenen Verhältnisse. Anhand eines Videos aus dem Schulalltag "Meine kleine Schwester" wird die Frage nach dem eigenen Erleben von Gewalt und Gewalterlebnissen gestellt und auf unterschiedliche Reaktionen und Lösungen eingegangen.

Gesprächsspezifische Gruppen zu eigenen Gewalterfahrungen

Die Schüler_innen haben nun in kleineren geschlechtsspezifischen Gruppen die Möglichkeit, von eigenen Gewalterfahrungen zu berichten. Dabei ist wichtig, sich gegenseitig das Versprechen abzunehmen, die Erzählungen mit Respekt zu behandeln. Moderatoren dieser Gruppen sind die Mitarbeiter_innen. Lehrer_innen nehmen an dem Gespräch i.d.R. nicht teil

Rollenspiel: Anmache im Bus/ auf dem Schulhof

Rollenspiel, bei dem eine Busszene dargestellt wird. Ein Schüler wird außerhalb des Raumes auf seine Rolle vorbereitet. Dieser und ein Mitarbeiter besteigen den Bus und provozieren. Wenn ein bestimmtes Maß an Provokation erreicht ist, wird das Spiel abgebrochen. Das Rollenspiel wird nun im gemeinsamen Gespräch reflektiert. Regeln zum Verhalten in Gewaltsituationen werden erarbeitet und ggf. in einem zweiten Rollenspiel ausprobiert. Als Alternative bietet sich an, dass kleine Gruppen eigene Rollenspiele erarbeiten und vorstellen, die dann im Plenum bearbeitet werden.

oder

Sensibilisierung zum Thema Mobbing                                

Rollenspiel, welches alltägliche Ausgrenzungssituationen in Schulklassen oder Jugendgruppen darstellt.

Video „ Dienstag – Gewalt in der U-Bahn“

Die Schüler_innen sehen sechs Videoszenen, die in der Frankfurter U-Bahn mit versteckter Kamera gedreht worden sind. Schauspieler spielen hier jeweils eine Situation, in der das Opfer von zwei Neofaschisten angepöbelt und bedroht wird. Im Gespräch werden die unterschiedlichen Reaktionen der Passanten diskutiert und hinsichtlich ihrer gewaltfördernden, bzw. deeskalierenden Funktion interpretiert und gegenübergestellt. Auch hier findet ein Transfer auf die eigenen Lebensbedingungen statt. Erfahrungen der Schüler_innen und ihre Einstellung gegenüber aktiver und passiver Gewaltbereitschaft werden diskutiert.

Optional

Meditativer Abschluss

Ungewöhnliche Auslegung von Mt 5,38ff als Ursprung des Verständnisses von Menschenwürde und Engagement für andere Menschen (siehe Exegese des amerikanischen Systematikers und Neutestamentlers W.Wink "Im Angesicht des Feindes", Claudius Verlag München) zur Klärung der Begriffe "gewaltfreier aktiver Widerstand" und "Mut zur Zivilcourage".

Nach der Einheit:

Gleich im Anschluß an den Unterrichtstag findet ein Auswertungsgespräch mit den Lehrer_innen und Elternvertreter_innen statt.