Vom Frauengefängnis zum offenen Haus der Ideen
„Das ist ja Wahnsinn, was es hier alles gibt“ - solche und ähnliche Ausrufe sind von Besuchern immer wieder zu hören, die die Vielfalt des Hauses kirchlicher Dienste erstmals wahrnehmen. 2016 feierte das Haus auf den Tag genau sein 50-Jähriges Bestehen in der Archivstraße in Hannover und konnte beim Festakt sogar den damaligen Architekten Heinrich Matthies und den landeskirchlichen „Bauherrn“ und späteren Vizepräsidenten des Landeskirchenamtes Dr. Werner Knüllig begrüßen. Die beiden auf die 90 zugehenden Herren wussten eine Fülle von Details aus der schwierigen Planungs- und Bauzeit zu berichten. So war auf dem Gelände des früheren Frauengefängnisses darauf zu achten, dass der markante funktionale Bau nicht höher als das gegenüberliegende Regierungspräsidium sein durfte.
Offenheit und viel Licht
Mit seinen großen Glasflächen und offenen Treppenhäusern setzt bis heute die Architektur des Gebäudes auf Offenheit, viel Licht und Schlichtheit. Die Präsidentin des Landeskirchenamtes Dr. Stephanie Springer sprach von einer „sprechenden Architektur“. Die Bauprinzipien von Vielheit und Verbundenheit spiegeln sich bis heute in der inhaltlichen Arbeit wieder: 43 Arbeitsfelder, dazu sieben Projekte, fächern die ganze Breite kirchlicher Arbeit professionell auf und zugleich vernetzen sich auf kurzen Wegen die 90 Referentinnen und Referenten ständig mit ihren Themen und Anliegen, weil die gesellschaftlichen Anforderungen komplexer werden: Zum Thema „Herausforderungen für den ländlichen Raum“ oder Flüchtlinge waren schnell Expertenrunden an einem Tisch versammelt.
Als der europäische Stationenweg zum Reformationsjubiläum am 6. Dezember 2016 in Wolfsburg Halt machte, organisierten der kirchliche Dienst in der Arbeitswelt und das Landesjugendpfarramt gemeinsam einen kirchlichen Workshoptag mit VW-Auszubildenden in der Autostadt. Das Projekt Gemeinwesendiakonie im Haus holt für Gemeinden die jeweils für sie passenden Fachleute des Hauses - vor allem, aber nicht nur - zusammen, die den Gemeindevertretern Ideen für die künftige Arbeit mitgeben.
Viele Dienste in einem Haus zusammengefasst
Die Bauprinzipien von Vielheit und Verbundenheit zeigen sich auch darin, dass in einem Haus viele Dienste zusammengefasst wurden, die vorher 24 Jahre lang über die Stadt verteilt waren. Landesbischof Hanns Lilje sprach bei einer Einweihung vor 50 Jahren davon, dass sich „die Kirche in ihren Arbeitsformen auf die pluralistische Gesellschaft“ einstellen müsse. So investiert die Landeskirche 8 Millionen Deutsche Mark dafür, dass Kirche nicht nur in den Gemeinden vor Ort präsent sein soll, sondern auch in gesellschaftlichen Dialogen. Das Haus unterstützt Gemeinden und Kirchenkreisdienste, zum Beispiel durch Arbeitshilfen und Schulungen des Frauenwerks und des Landesjugendpfarramtes, die von Anfang an dabei waren.
Das Haus kirchlicher Dienste ergänzt die Gemeinden, zum Beispiel mit der Campingseelsorge, die jährliche Tschernobylkinder-Aktion und durch Häuser wie das Kloster Bursfelde oder das Missionarische Zentrum Hanstedt. Es vertritt mit seinen Fachleuten auch die ganze Landeskirche nach außen, zum Beispiel mit dem kirchlichen Dienst auf dem Land, im Dialog mit anderen Konfessionen oder mit dem Judentum und Islam.
Das Haus versteht sich selbst als kirchlicher Ort mit seinen Angeboten und seinem Andachtsraum. In seinem zentralen „Kreuzgang“ rund um ein kleines „Paradies“-Gärtchen werden Ausstellungen zu aktuellen Themen gezeigt.