Knapp 80 Teilnehmer:innen aus ganz Deutschland nahmen an der digitalen Podiumsdiskussion „Bewahrung der Schöpfung auf Kirchenland“ teil. Die Kurzvorträge der drei Referenten Dr. Jan Menkhaus, Burkhard Kayser und Joachim Böttcher gaben viele Impulse und Anknüpfungspunkte für die folgende Diskussion. Das Fazit, die gesellschaftliche Verantwortung zu Boden- und Klimaschutz wahrzunehmen und miteinander im Gespräch zu bleiben, teilten alle Referenten und gaben so Impulse, sich weiter mit dem Thema zu beschäftigen und „Neues wachsen zu lassen“.
Unter dem Motto der Klimafastenwoche „Neues wachsen lassen“ fand am 19.03.21 eine digitale Podiumsdiskussion zum Thema „Bewahrung der Schöpfung auf Kirchenland“ statt. Die drei Referenten Dr. Jan Menkhaus, Burkhard Kayser und Joachim Böttcher betrachteten in ihren kurzen Impulsvorträgen diesen Titel aus unterschiedlichen Perspektiven:
Dr. Jan Menkhaus ist Agrarreferent der Nordkirche, Agrarbeauftragter der EKD und Landwirt im Nebenerwerb. In seinem Vortrag verdeutlichte er zum einen, dass der Humuserhalt bzw. –aufbau für den christlichen Auftrag der Schöpfungsbewahrung ganz zentral ist, und dass das Kirchenland ein wichtiger Maßstab dafür sei, wie sehr wir dieser Verantwortung nachgehen. Zum anderen zeigte er die Spannungsverhältnisse auf, die bei der Verpachtung von Kirchenland entstehen: Ökologisch nachhaltige Lösungen können erst nach einem längeren Zeitraum wirtschaftlich sein. Gleichzeitig dürfen auch soziale Aspekte nicht außer Acht gelassen werden. Mit eindeutigen Maßnahmen und Kriterien bei der Verpachtung von Kirchenland kann und sollte die Kirche sich stärker in der Diskussion engagieren und für mehr Klimaschutz, Bodenschutz und Biodiversität eintreten. Wichtig sei, dass die jeweilige Kirchengemeinde und die Pachtenden eine gemeinsame Lösung entwickeln, betonte Menkhaus.
Burkhard Kayser, Berater für Agroforstsysteme, zeigte den Teilnehmer:innen viele Beispiele, wie Bäume und Sträucher in landwirtschaftliche Flächennutzung integriert werden können. Fotos aus Deutschland, Frankreich und Großbritannien machten anschaulich, wie vielfältig diese Systeme gestaltet werden können.
Dass die Erträge auf solchen mehrfach genutzten Flächen nicht niedriger, sondern meist sogar höher sind als auf reinen Ackerbaustandorten, untermauert ihre ökonomische Relevanz: Durch eine Erhöhung der Artenvielfalt seien Ackerfrüchte auf natürliche Weise besser vor Krankheiten und Schädlingsbefall geschützt. Dadurch kann der Einsatz kostenintensiver Insektizide und Fungizide verringert werden. Außerdem bieten die Gehölze einen Schutz vor Winderosion, wodurch der Humusgehalt und somit die Bodenfruchtbarkeit am Standort nicht nur erhalten bleibt, sondern durch zusätzlichen Stickstoffeintrag sogar verbessert werden kann. Als Nebenertrag können Früchte, Nüsse oder Edelhölzer geerntet werden. Pächter:innen seien durch ein zweites oder drittes Standbein so vor klimawandelbedingten Totalausfällen gefeit.
Joachim Böttcher nahm als Gärtner und Bodenexperte explizit die Bedeutung des Humus für den Klimaschutz in den Blick. Regenerative, also aufbauende, Landwirtschaft biete große Chancen, den vielschichtigen Problematiken und Herausforderungen bei der Landbewirtschaftung zu begegnen und zu deren Lösung beizutragen. Wissenstransfer sowie eine praxisnahe Ausbildung und eine gute Vernetzung der Akteure seien die Grundlage, um existierendes Wissen zu verbreiten und die Transformation der Landwirtschaft und Landnutzung zu gestalten. Hierzu stellte der Referent die Methode der Humuszertifikate vor, die sich auch im kirchlichen Kontext gut umsetzen ließe: Kirchengemeinden können ihre CO2-Emissionen mit Humuszertifikaten kompensieren. Die Landwirt:innen können von dem Erlös Weiterbildungen und Maßnahmen zum Humusaufbau finanzieren, wodurch mehr CO2 langfristig im Boden gebunden wird.
„Ich werde Bäume pflanzen…“
Nach den Kurzvorträgen stellten die Teilnehmer:innen viele Fragen, besonders zu den praktischen Inhalten des Abends, zum Beispiel welche Kriterien denn für eine Verpachtung kirchlicher Flächen geeignet wären oder welche rechtlichen Vorgaben bei der Anlage von Agroforstsystemen beachtet werden müssen. Dass ein:e Haupterwerbslandwirt:in auf dem Podium gefehlt habe und die Diskussion aus dieser Perspektive zu wenig beleuchtet wurde, kam als Kritikpunkt auf, den wir als Organisatorinnen für zukünftige Veranstaltungen gerne aufnehmen.
Viele der knapp 80 Teilnehmer:innen schienen an einer weiteren Vernetzung zu dem Thema sehr interessiert; manche gaben an, weitere Veranstaltungen zu dem Thema zu planen oder auf anderen Ebenen den Austausch dazu weiterzuverfolgen – oder selbst aktiv zu werden und Bäume zu pflanzen. Wir hoffen, dass die Veranstaltung mit dazu beiträgt, dass an vielen kleinen Orten viele kleine Veränderungen entstehen – und Neues wachsen wird.
Der Abend schloss mit einem inspirierenden Segen. Damit bekrönte die Podiumsdiskussion den Abschluss der fünfteiligen Veranstaltungsreihe zur diesjährigen Klimafasten-Aktion in der hannoverschen Landeskirche.