
Wieder ist das Weihnachtsfest nicht so unbelastet, wie wir es uns wünschen. Unsere Feiern fallen vielleicht wieder kleiner aus. Die Festgewohnheiten und Familientraditionen müssen möglicherweise pausieren. Wieder ist die Freude gedämpft und von vorsichtiger Sorge getrübt.
Aber wir erinnern uns, dass das erste Weihnachtsfest keineswegs in besseren Zeiten geschah. Arm war es auf den Feldern vor Bethlehem. Besorgt wanderte das werdende Elternpaar, das nur deshalb unterwegs war, weil die kaiserliche Obrigkeit es den Untertanen so auferlegt hatte. Überfüllt waren die Unterkünfte und bis zur Schmerzgrenze improvisiert, worin sie sich einrichten mussten.
War das ein Fehler in der göttlichen Geschichte, die eigentlich als eine glanzvolle Festtagszeremonie gedacht war? Wir deuten es anders. Wir verstehen es so, dass es gar nicht anders sein sollte. Diese besondere Nacht nennen wir ja nicht deshalb eine heilige, weil die Armseligkeit mit einem göttlichen Machtwort weggewischt werden sollte, sondern weil in die schwierigen Verhältnisse trotzdem ein besonderer Glanz gefallen ist.
Wir können in den Weihnachtstagen genauso wenig wie die Damaligen alles Schwierige hinter uns lassen. Es bleibt ja präsent, was uns Sorgen und viel Mühe macht. So ist es in der Welt und wir sind ein Teil davon. Aber gerade darauf wird dieses besondere Licht gelegt, das Gott wohl mit Bedacht gerade da anbrechen lässt, wo die Nacht am schwärzesten ist.
Die Hirten bleiben Hirten, die kleine Familie muss auf die Flucht und wir erleben weiter unsere Belastungen. Aber das ist nicht mehr alles. Nichts davon soll unsere Zeit beherrschen und bestimmen. Denn sie wird umgedeutet. Sie wird neu interpretiert, seit eine andere Wirklichkeit darüber aufgegangen ist. Seitdem ist bestimmend, dass Gott selbst in unseren Verhältnissen anwesend ist, weil er gerade diese Menschenwirklichkeit mit seiner Nähe erlösen will.
Dies werden wir auch in diesem Jahr feiern. Und vor allem möge es uns auch von innen erfüllen, selbst wenn es äußerlich wieder etwas stiller zugehen mag. Wo Gott ist, muss doch seine Menschenfreundlichkeit unsere innere Wärme sein. So erhoffe ich es wenigstens und wünsche Ihnen von Herzen, dass Weihnachten gerade in aller Niedrigkeit ein großes Fest wird.
Seien Sie herzlich gegrüßt Ihr Henning Busse