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Die Bibel für das soziale Dorf

Das „soziale Dorf“ ist eine Gemeinschaft, in der man miteinander füreinander da sein will. Gut, aber wir wissen ja: immer, wenn Menschen zusammen leben und arbeiten, kommt es auch zu Problemen. Manchmal genügt ein Blick oder ein falsches Wort und schon ist es aus mit Friede, Freude, Eierkuchen. Wo Menschen miteinander in Beziehung kommen, da sind Konflikte an der Tagesordnung. Konflikte lösen und Beziehungen heilen – darum geht es in der Bibel an vielen Stellen. Hier nun sind einige davon zusammengestellt:

Kain und Abel (1. Mose 4,1-8)
Gleich am Anfang der Bibel eine Geschichte vom Ärger. Einem Ärger, der in Kopf und Bauch kreist, aber nicht ausgesprochen wird. Auch auf Nachfrage nicht! Warum nicht? Was hindert Kain daran, seine Vorwürfe dorthin zu bringen, wo sie hingehören? Zu Gott. Vielleicht ist ihm Gott zu mächtig. So sucht sich Kains Ärger den Weg des geringsten Widerstands und trifft Abels Schädel. Schade!

Und Adam erkannte seine Frau Eva, und sie ward schwanger und gebar den Kain und sprach: Ich habe einen Mann gewonnen mithilfe des HERRN. Danach gebar sie Abel, seinen Bruder. Und Abel wurde ein Schäfer, Kain aber wurde ein Ackermann.
Es begab sich aber nach etlicher Zeit, dass Kain dem HERRN Opfer brachte von den Früchten des Feldes. Und auch Abel brachte von den Erstlingen seiner Herde und von ihrem Fett. Und der HERR sah gnädig an Abel und sein Opfer, aber Kain und sein Opfer sah er nicht gnädig an. Da ergrimmte Kain sehr und senkte finster seinen Blick.
Da sprach der HERR zu Kain: Warum ergrimmst du? Und warum senkst du deinen Blick?
Ist's nicht so: Wenn du fromm bist, so kannst du frei den Blick erheben. Bist du aber nicht fromm, so lauert die Sünde vor der Tür, und nach dir hat sie Verlangen; du aber herrsche über sie. Da sprach Kain zu seinem Bruder Abel: Lass uns aufs Feld gehen! Und es begab sich, als sie auf dem Felde waren, erhob sich Kain wider seinen Bruder Abel und schlug ihn tot.

Der verlorene Sohn (Lukas 15,11-32)
Raus aus dem Dorf, rein in die Welt – das wilde Leben lockt. Aber dann geht es schief. Was jetzt? Zurück in die Heimat? Das bedeutet zurück in Getuschel, Gerede, Häme und Spott im Dorf. Das bedeutet zurück zum Vater und seinem berechtigten Zorn. Aber dann ist der gar nicht zornig, sondern liebevoll. Das versteht der Bruder nicht. Und das Dorf? Was sagt das Dorf zum Vater des verlorenen Sohns?

Und er sprach: Ein Mensch hatte zwei Söhne. Und der jüngere von ihnen sprach zu dem Vater: Gib mir, Vater, das Erbteil, das mir zusteht. Und er teilte Hab und Gut unter sie.
Und nicht lange danach sammelte der jüngere Sohn alles zusammen und zog in ein fernes Land; und dort brachte er sein Erbteil durch mit Prassen. Als er aber alles verbraucht hatte, kam eine große Hungersnot über jenes Land und er fing an zu darben und ging hin und hängte sich an einen Bürger jenes Landes; der schickte ihn auf seinen Acker, die Säue zu hüten.
Und er begehrte, seinen Bauch zu füllen mit den Schoten, die die Säue fraßen; und niemand gab sie ihm. Da ging er in sich und sprach: Wie viele Tagelöhner hat mein Vater, die Brot in Fülle haben, und ich verderbe hier im Hunger! Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen und zu ihm sagen: Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir. Ich bin hinfort nicht mehr wert, dass ich dein Sohn heiße; mache mich einem deiner Tagelöhner gleich!
Und er machte sich auf und kam zu seinem Vater. Als er aber noch weit entfernt war, sah ihn sein Vater und es jammerte ihn, und er lief und fiel ihm um den Hals und küsste ihn. Der Sohn aber sprach zu ihm: Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir; ich bin hinfort nicht mehr wert, dass ich dein Sohn heiße.
Aber der Vater sprach zu seinen Knechten: Bringt schnell das beste Gewand her und zieht es ihm an und gebt ihm einen Ring an seine Hand und Schuhe an seine Füße und bringt das gemästete Kalb und schlachtet's; lasst uns essen und fröhlich sein! Denn dieser mein Sohn war tot und ist wieder lebendig geworden; er war verloren und ist gefunden worden. Und sie fingen an, fröhlich zu sein.
Aber der ältere Sohn war auf dem Feld. Und als er nahe zum Hause kam, hörte er Singen und Tanzen und rief zu sich einen der Knechte und fragte, was das wäre. Der aber sagte ihm: Dein Bruder ist gekommen, und dein Vater hat das gemästete Kalb geschlachtet, weil er ihn gesund wiederhat.
Da wurde er zornig und wollte nicht hineingehen. Da ging sein Vater heraus und bat ihn.
Er antwortete aber und sprach zu seinem Vater: Siehe, so viele Jahre diene ich dir und habe dein Gebot nie übertreten, und du hast mir nie einen Bock gegeben, dass ich mit meinen Freunden fröhlich wäre. Nun aber, da dieser dein Sohn gekommen ist, der dein Hab und Gut mit Huren verprasst hat, hast du ihm das gemästete Kalb geschlachtet.
Er aber sprach zu ihm: Mein Sohn, du bist allezeit bei mir und alles, was mein ist, das ist dein.
Du solltest aber fröhlich und guten Mutes sein; denn dieser dein Bruder war tot und ist wieder lebendig geworden, er war verloren und ist wiedergefunden.

Vom Almosengeben (Matthäus 6, 1-4)
Wie sich die Zeiten ändern. Gutes tun und darüber reden – das ist heute die Devise. Und die Lokalzeitungen sind voll von Scheckübergaben für gute Zwecke. Was motiviert uns eigentlich zu guten Taten?

Habt aber acht, dass ihr eure Gerechtigkeit nicht übt vor den Leuten, um von ihnen gesehen zu werden; ihr habt sonst keinen Lohn bei eurem Vater im Himmel. Wenn du nun Almosen gibst, sollst du es nicht vor dir ausposaunen, wie es die Heuchler tun in den Synagogen und auf den Gassen, damit sie von den Leuten gepriesen werden. Wahrlich, ich sage euch: Sie haben ihren Lohn schon gehabt. Wenn du aber Almosen gibst, so lass deine linke Hand nicht wissen, was die rechte tut, auf dass dein Almosen verborgen bleibe; und dein Vater, der in das Verborgene sieht, wird dir's vergelten.

Vom Richten (Matthäus 7,1-5)
Unmöglich, was Jesus da fordert! Nicht richten – dabei können wir gar nicht leben, ohne zu richten. Ständig fällen wir – bewusst und unbewusst – unsere Urteile. Vielleicht werden die gnädiger, wenn uns dabei die Frage leitet: wie möchte ich, dass andere über mich urteilen? Und schlau ist es, ab und zu im Spiegel nach eigenen Augenbalken zu suchen.

Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet. Denn wie ihr richtet, werdet ihr gerichtet werden; und mit welchem Maß ihr messt, wird euch zugemessen werden.
Was siehst du aber den Splitter in deines Bruders Auge und nimmst nicht wahr den Balken in deinem Auge? Oder wie kannst du sagen zu deinem Bruder: Halt, ich will dir den Splitter aus deinem Auge ziehen! – und siehe, ein Balken ist in deinem Auge?
Du Heuchler, zieh zuerst den Balken aus deinem Auge; danach kannst du sehen und den Splitter aus deines Bruders Auge ziehen


Gegen das Rühmen (Römer 3, 27-28)
Es ist löblich, gut sein zu wollen. Es wird problematisch, wenn man besser sein will. Mehr Zeit, Geld und Engagement geopfert als die anderen – mehr Anerkennung verdient? Mehr Ruhm erworben? Ruhmsucht ist der Tod der Gemeinsamkeit. Paulus hat das an höchster Stelle klar gemacht: bei Gott zählen keine Werke. Denn Gott will Beziehung, will respektvolles, fröhliches, gutes, gelingendes Zusammenleben der Menschen. Deswegen reicht es, wenn er den Menschen für gut hält. Keiner braucht besser zu sein. Keiner braucht Ruhm, um sich von den anderen abzuheben. Nennt man übrigens auch „Rechtfertigungslehre“.

Wo bleibt nun das Rühmen? Es ist ausgeschlossen. Durch welches Gesetz? Durch das Gesetz der Werke? Nein, sondern durch das Gesetz des Glaubens.
So halten wir nun dafür, dass der Mensch gerecht wird ohne des Gesetzes Werke, allein durch den Glauben.

Pharisäer und Zöllner (Lukas 18, 9-14)
Was Paulus theologisch gut durchdacht formuliert, bringt Jesus in einer sprechenden Geschichte zum Ausdruck:

Er sagte aber zu einigen, die überzeugt waren, fromm und gerecht zu sein, und verachteten die andern, dies Gleichnis:
Es gingen zwei Menschen hinauf in den Tempel, um zu beten, der eine ein Pharisäer, der andere ein Zöllner. Der Pharisäer stand und betete bei sich selbst so: Ich danke dir, Gott, dass ich nicht bin wie die andern Leute, Räuber, Ungerechte, Ehebrecher, oder auch wie dieser Zöllner. Ich faste zweimal in der Woche und gebe den Zehnten von allem, was ich einnehme.
Der Zöllner aber stand ferne, wollte auch die Augen nicht aufheben zum Himmel, sondern schlug an seine Brust und sprach: Gott, sei mir Sünder gnädig!
Ich sage euch: Dieser ging gerechtfertigt hinab in sein Haus, nicht jener. Denn wer sich selbst erhöht, der wird erniedrigt werden; und wer sich selbst erniedrigt, der wird erhöht werden.

Zum Thema „Rühmen“ (Römer 12,3)
Ruhmsucht macht überheblich und Überheblichkeit ist ein Beziehungskiller. Deswegen: hören wir auf Paulus klugen Rat!

Denn ich sage durch die Gnade, die mir gegeben ist, jedem unter euch, dass niemand mehr von sich halte, als sich's gebührt, sondern dass er maßvoll von sich halte, wie Gott einem jeden zugeteilt hat das Maß des Glaubens.

Von der Rangordnung (Lukas 14, 7-14)
Wenn man nicht auf Paulus hört, kann es einem so ergehen, wie Jesus in dieser Geschichte erzählt.

Er sagte aber ein Gleichnis zu den Gästen, als er merkte, wie sie sich aussuchten, obenan zu sitzen, und sprach zu ihnen: Wenn du von jemandem zur Hochzeit geladen bist, so setze dich nicht obenan; denn es könnte einer eingeladen sein, der angesehener ist als du, und dann kommt der, der dich und ihn eingeladen hat, und sagt zu dir: Weiche diesem!, und du müsstest dann beschämt untenan sitzen.  Sondern wenn du eingeladen bist, so geh hin und setz dich untenan, damit, wenn der kommt, der dich eingeladen hat, er zu dir sagt: Freund, rücke hinauf! Dann wirst du Ehre haben vor allen, die mit dir zu Tisch sitzen.
Denn wer sich selbst erhöht, der soll erniedrigt werden; und wer sich selbst erniedrigt, der soll erhöht werden.

Apropos Einladung und Tischnachbarn: die Geschichte geht noch weiter und Jesus macht seinem Gastgeber klar, wie „Charity“ auszusehen hat.

Er sprach aber auch zu dem, der ihn eingeladen hatte: Wenn du ein Mittags- oder Abendmahl machst, so lade weder deine Freunde noch deine Brüder noch deine Verwandten noch reiche Nachbarn ein, damit sie dich nicht etwa wieder einladen und dir vergolten wird. Sondern wenn du ein Mahl machst, so lade Arme, Verkrüppelte, Lahme und Blinde ein, dann wirst du selig sein, denn sie haben nichts, um es dir zu vergelten; es wird dir aber vergolten werden bei der Auferstehung der Gerechten.

Die anvertrauten Talente (Lukas 19, 11-26)
Also doch Leistungsdenken im bürgerschaftlichen Engagement? Wer viel tut, der bekommt viel? Oder doch eher eine Geschichte gegen die Angst vorm Versagen? Der Chef ist Unternehmer. Er scheut kein Risiko, aber er wird ungemütlich bei Risikoscheu. Er weiß genau, dass mal etwas nicht klappt, dass man etwas gegen die Wand fährt. Nicht schön, aber schlimmer ist es, überhaupt nichts zu tun. Also: Talente nicht vergraben, sondern einsetzen – im Vertrauen darauf, dass der Chef einen eben nicht feuert, wenn man es vermasselt. Man nennt das mittlerweile auch „Fehlerfreundlichkeit“.

Als sie nun zuhörten, sagte er ein weiteres Gleichnis; denn er war nahe bei Jerusalem und sie meinten, das Reich Gottes werde sogleich offenbar werden.
Und er sprach: Ein Mann von edler Herkunft zog in ein fernes Land, um ein Königtum zu erlangen und dann zurückzukommen.  Der ließ zehn seiner Knechte rufen und gab ihnen zehn Pfund und sprach zu ihnen: Handelt damit, bis ich wiederkomme!
Seine Bürger aber waren ihm feind und schickten eine Gesandtschaft hinter ihm her und ließen sagen: Wir wollen nicht, dass dieser über uns herrsche.
Und es begab sich, als er wiederkam, nachdem er das Königtum erlangt hatte, da ließ er die Knechte zu sich rufen, denen er das Geld gegeben hatte, um zu erfahren, was sie erhandelt hätten. Da trat der erste herzu und sprach: Herr, dein Pfund hat zehn Pfund eingebracht.
Und er sprach zu ihm: Recht so, du guter Knecht; weil du im Geringsten treu gewesen bist, sollst du Macht haben über zehn Städte.
Der zweite kam auch und sprach: Herr, dein Pfund hat fünf Pfund erbracht.
Zu dem sprach er auch: Und du sollst über fünf Städte sein.
Und der dritte kam und sprach: Herr, siehe da, hier ist dein Pfund, das ich in einem Tuch verwahrt habe; denn ich fürchtete mich vor dir, weil du ein harter Mann bist; du nimmst, was du nicht angelegt hast, und erntest, was du nicht gesät hast.
Er sprach zu ihm: Mit deinen eigenen Worten richte ich dich, du böser Knecht. Wusstest du, dass ich ein harter Mann bin, nehme, was ich nicht angelegt habe, und ernte, was ich nicht gesät habe, warum hast du dann mein Geld nicht zur Bank gebracht? Und wenn ich zurückgekommen wäre, hätte ich's mit Zinsen eingefordert.
Und er sprach zu denen, die dabeistanden: Nehmt das Pfund von ihm und gebt's dem, der zehn Pfund hat.
Und sie sprachen zu ihm: Herr, er hat doch schon zehn Pfund.
Ich sage euch aber: Wer da hat, dem wird gegeben werden; von dem aber, der nicht hat, wird auch das genommen werden, was er hat.

Das Scherflein der Witwe (Lukas 21, 1-4)
Das soziale Gewissen hat sicherlich Schwierigkeiten mit dieser Geschichte. Müsste Jesus der armen Frau nicht das Geld zurückgeben? Aber kaum ein Mensch möchte immer nur ein Nehmender sein. Etwas zu geben gehört zur Würde des Menschen dazu. Jesus achtet das. Und er lenkt den Blick darauf, dass die Bedeutung einer Gabe im Verhältnis zu den Möglichkeiten eines Menschen steht.

Er blickte aber auf und sah, wie die Reichen ihre Gaben in den Gotteskasten einlegten.  Er sah aber eine arme Witwe, die legte dort zwei Scherflein ein. Und er sprach: Wahrlich, ich sage euch: Diese arme Witwe hat mehr als sie alle eingelegt.  Denn diese alle haben etwas von ihrem Überfluss zu den Gaben eingelegt; sie aber hat von ihrer Armut alles eingelegt, was sie zum Leben hatte.

Verwerfung Jesu in Nazareth (Matthäus 13, 53-58)
Da hat einer im Dorf mal eine neue Idee. Aber dann geht es gar nicht um die Idee, sondern um seine Familie. Nach dem Motto: was bildet der sich ein!

Und es begab sich, als Jesus diese Gleichnisse vollendet hatte, ging er davon und kam in seine Vaterstadt und lehrte sie in ihrer Synagoge, sodass sie sich entsetzten und sprachen: Woher hat dieser solche Weisheit und solche Machttaten? Ist das nicht der Sohn des Zimmermanns? Heißt nicht seine Mutter Maria? Und seine Brüder Jakobus und Josef und Simon und Judas?
Und seine Schwestern, sind sie nicht alle bei uns? Woher hat er denn dies alles? Und sie ärgerten sich an ihm. Jesus aber sprach zu ihnen: Ein Prophet gilt nirgends weniger als in seinem Vaterland und in seinem Hause. Und er tat dort nicht viele Machttaten um ihres Unglaubens willen.

Arbeiter im Weinberg (Matthäus 20, 1-16)
Die einen sind schon ganz lange dabei, von Anfang an. Andere kommen dazu. Was zählt ihr Engagement? Was zählt ihre Meinung? Was zählen ihre Ideen? Der Chef mag sie alle gleich gern. Aber im Dorf zählt nur, dass man hier geboren wurde.

Denn das Himmelreich gleicht einem Hausherrn, der früh am Morgen ausging, um Arbeiter anzuwerben für seinen Weinberg. Und als er mit den Arbeitern einig wurde über einen Silbergroschen als Tagelohn, sandte er sie in seinen Weinberg. Und er ging aus um die dritte Stunde und sah andere auf dem Markt müßig stehen und sprach zu ihnen: Geht ihr auch hin in den Weinberg; ich will euch geben, was recht ist. Und sie gingen hin.
Abermals ging er aus um die sechste und um die neunte Stunde und tat dasselbe. Um die elfte Stunde aber ging er aus und fand andere stehen und sprach zu ihnen: Was steht ihr den ganzen Tag müßig da? Sie sprachen zu ihm: Es hat uns niemand angeworben. Er sprach zu ihnen: Geht ihr auch hin in den Weinberg.
Als es nun Abend wurde, sprach der Herr des Weinbergs zu seinem Verwalter: Ruf die Arbeiter und gib ihnen den Lohn und fang an bei den letzten bis zu den ersten. Da kamen, die um die elfte Stunde angeworben waren, und jeder empfing seinen Silbergroschen. Als aber die Ersten kamen, meinten sie, sie würden mehr empfangen; und sie empfingen auch ein jeder seinen Silbergroschen. Und als sie den empfingen, murrten sie gegen den Hausherrn und sprachen: Diese Letzten haben nur eine Stunde gearbeitet, doch du hast sie uns gleichgestellt, die wir des Tages Last und die Hitze getragen haben.
Er antwortete aber und sagte zu einem von ihnen: Mein Freund, ich tu dir nicht Unrecht. Bist du nicht mit mir einig geworden über einen Silbergroschen? Nimm, was dein ist, und geh! Ich will aber diesem Letzten dasselbe geben wie dir. Oder habe ich nicht Macht zu tun, was ich will, mit dem, was mein ist? Siehst du darum scheel, weil ich so gütig bin? So werden die Letzten die Ersten und die Ersten die Letzten sein.

Viele Gaben – ein Geist (1. Korinther 12, 4-11)
Gut, wenn alle verschiedenes können, schlimm, wenn alle dasselbe können. Die Dankbarkeit für die Vielfalt der Gaben schlägt sich nieder in Respekt und Achtung vor dem, was jede/jeder einbringen kann.

Es sind verschiedene Gaben; aber es ist ein Geist.
Und es sind verschiedene Ämter; aber es ist ein Herr.
Und es sind verschiedene Kräfte; aber es ist ein Gott, der da wirkt alles in allen.
Durch einen jeden offenbart sich der Geist zum Nutzen aller.
Dem einen wird durch den Geist ein Wort der Weisheit gegeben; dem andern ein Wort der Erkenntnis durch denselben Geist; einem andern Glaube, in demselben Geist; einem andern die Gabe, gesund zu machen, in dem einen Geist; einem andern die Kraft, Wunder zu tun; einem andern prophetische Rede; einem andern die Gabe, die Geister zu unterscheiden; einem andern mancherlei Zungenrede; einem andern die Gabe, sie auszulegen.
Dies alles aber wirkt derselbe eine Geist, der einem jeden das Seine zuteilt, wie er will.

Viele Glieder – ein Leib (1. Korinther 12, 12-27)
Klar kann man so tun, als bräuchte man die anderen nicht. Aber schlau ist das nicht. Schlau ist es, sich das Dorf als einen Organismus vorzustellen. Ein Organismus lebt davon, dass alle Teile mit dem gemeinsamen Kreislauf verbunden sind. Nur dann bekommen sie, was sie am Leben hält. Z. B. Wertschätzung, Respekt, Gebrauchtwerden, Anerkennung, Liebe.

Denn wie der Leib einer ist und hat doch viele Glieder, alle Glieder des Leibes aber, obwohl sie viele sind, doch ein Leib sind: so auch Christus. Denn wir sind durch einen Geist alle zu einem Leib getauft, wir seien Juden oder Griechen, Sklaven oder Freie, und sind alle mit einem Geist getränkt.
Denn auch der Leib ist nicht ein Glied, sondern viele. Wenn nun der Fuß spräche: Ich bin keine Hand, darum gehöre ich nicht zum Leib!, gehört er deshalb etwa nicht zum Leib?
Und wenn das Ohr spräche: Ich bin kein Auge, darum gehöre ich nicht zum Leib!, gehört es deshalb etwa nicht zum Leib? Wenn der ganze Leib Auge wäre, wo bliebe das Gehör? Wenn er ganz Gehör wäre, wo bliebe der Geruch?
Nun aber hat Gott die Glieder eingesetzt, ein jedes von ihnen im Leib, so wie er gewollt hat.
Wenn aber alle Glieder ein Glied wären, wo bliebe der Leib? Nun aber sind es viele Glieder, aber der Leib ist einer. 
Vielmehr sind die Glieder des Leibes, die uns schwächer erscheinen, die nötigsten; und die uns weniger ehrbar erscheinen, die umkleiden wir mit besonderer Ehre; und die wenig ansehnlich sind, haben bei uns besonderes Ansehen; denn was an uns ansehnlich ist, bedarf dessen nicht. Aber Gott hat den Leib zusammengefügt und dem geringeren Glied höhere Ehre gegeben, auf dass im Leib keine Spaltung sei, sondern die Glieder einträchtig füreinander sorgen. Und wenn ein Glied leidet, so leiden alle Glieder mit, und wenn ein Glied geehrt wird, so freuen sich alle Glieder mit. Ihr aber seid der Leib Christi und jeder Einzelne ein Glied. 

Von der Vergebung (Matthäus 18, 21-35)
Bleiben wir noch ein wenig im Körper. Embolie nennt man das Verstopfen von Gefäßen. Der Kreislauf wird unterbrochen, der Körper nicht mehr versorgt. Wenn die Bereitschaft zur Vergebung blockiert ist, nimmt die Beziehung schaden. Also immer daran denken: wir alle leben davon, dass uns immer wieder vergeben wird!

Da trat Petrus hinzu und sprach zu ihm: Herr, wie oft muss ich denn meinem Bruder, der an mir sündigt, vergeben? Ist's genug siebenmal? Jesus sprach zu ihm: Ich sage dir: nicht siebenmal, sondern siebzigmal siebenmal.
Darum gleicht das Himmelreich einem König, der mit seinen Knechten abrechnen wollte.
Und als er anfing abzurechnen, wurde einer vor ihn gebracht, der war ihm zehntausend Zentner Silber schuldig. Da er's nun nicht bezahlen konnte, befahl der Herr, ihn und seine Frau und seine Kinder und alles, was er hatte, zu verkaufen und zu zahlen. Da fiel der Knecht nieder und flehte ihn an und sprach: Hab Geduld mit mir; ich will dir's alles bezahlen.
Da hatte der Herr Erbarmen mit diesem Knecht und ließ ihn frei und die Schuld erließ er ihm auch.
Da ging dieser Knecht hinaus und traf einen seiner Mitknechte, der war ihm hundert Silbergroschen schuldig; und er packte und würgte ihn und sprach: Bezahle, was du schuldig bist! Da fiel sein Mitknecht nieder und bat ihn und sprach: Hab Geduld mit mir; ich will dir's bezahlen. Er wollte aber nicht, sondern ging hin und warf ihn ins Gefängnis, bis er bezahlt hätte, was er schuldig war.
Als nun seine Mitknechte das sahen, wurden sie sehr betrübt und kamen und brachten bei ihrem Herrn alles vor, was sich begeben hatte. Da befahl ihn sein Herr zu sich und sprach zu ihm: Du böser Knecht! Deine ganze Schuld habe ich dir erlassen, weil du mich gebeten hast;
hättest du dich da nicht auch erbarmen sollen über deinen Mitknecht, wie ich mich über dich erbarmt habe?
Und sein Herr wurde zornig und überantwortete ihn den Peinigern, bis er alles bezahlt hätte, was er schuldig war. So wird auch mein himmlischer Vater an euch tun, wenn ihr nicht von Herzen vergebt, ein jeder seinem Bruder.

Vom Essen des Götzenopferfleisches (1. Korinther 8, 1-13)
Mustergültige Konfliktlösung in Korinth! Paulus beendet Streit um elendiges Problem. Es ging um die Frage, ob Christen das Fleisch der in heidnischen Tempeln geopferten Tiere essen dürfen oder nicht. Diese Frage spaltete die Gemeinde in Korinth. Paulus antwortet nun  nicht mit Geboten oder Verboten, sondern er führt die Menschen in einen Reflexionsprozeß hinein, der in der Grundsatzfrage endet: was ist mir mehr wert - meine grundsätzliche Freiheit oder die Menschen, die mit mir im gemeinsamen Glauben verbunden sind? Vielleicht war genau diese Sichtweise das, was die Menschen an der christlichen Religion fasziniert hatte. Nicht mehr nur in einem starren System sich zu bewegen, sondern in einem flexiblen, in dem es um optimale Bewältigung der unendlich verschiedenen Lebensproblematiken ging.

Was aber das Götzenopfer angeht, so wissen wir, dass wir alle die Erkenntnis haben. Die Erkenntnis bläht auf; aber die Liebe baut auf. Wenn jemand meint, er habe etwas erkannt, der hat noch nicht erkannt, wie man erkennen soll. Wenn aber jemand Gott liebt, der ist von ihm erkannt.
Was nun das Essen von Götzenopferfleisch angeht, so wissen wir, dass es keinen Götzen gibt in der Welt und keinen Gott als den einen. Und obwohl es solche gibt, die Götter genannt werden, es sei im Himmel oder auf Erden, wie es ja viele Götter und viele Herren gibt, so haben wir doch nur einen Gott, den Vater, von dem alle Dinge sind und wir zu ihm, und einen Herrn, Jesus Christus, durch den alle Dinge sind und wir durch ihn.
Aber nicht alle haben die Erkenntnis. Einige essen's als Götzenopfer, weil sie immer noch an die Götzen gewöhnt sind; und so wird ihr Gewissen, weil es schwach ist, befleckt.
Aber die Speise macht's nicht, wie wir vor Gott stehen. Essen wir nicht, so fehlt uns nichts, essen wir, so gewinnen wir nichts.
Seht aber zu, dass diese eure Freiheit für die Schwachen nicht zum Anstoß wird!
Denn wenn jemand dich, der du die Erkenntnis hast, im Götzentempel zu Tisch sitzen sieht, wird dann nicht sein Gewissen, da er doch schwach ist, verleitet, das Götzenopfer zu essen?
Und so geht durch deine Erkenntnis der Schwache zugrunde, der Bruder, für den doch Christus gestorben ist.
Wenn ihr aber so sündigt an den Brüdern und Schwestern und verletzt ihr schwaches Gewissen, so sündigt ihr an Christus. Darum, wenn Speise meinen Bruder zu Fall bringt, will ich nimmermehr Fleisch essen, auf dass ich meinen Bruder nicht zu Fall bringe.