Menschen lernen nicht nur anhand von Verhaltenskonsequenzen, sondern auch durch Beobachtung (Modelllernen, Imitationslernen). Dazu braucht es Vorbilder, sowohl aus dem familiären Umfeld als auch aus gesellschaftlichen und zeitgeschichtlichen Bezügen. Im Nachvollziehen des Lebens anderer können eigene Erfahrungen gemacht werden und sich dabei eventuell neue Werte herausbilden. Die Reflexion des eigenen Lebensstils, eigener Werte und Normen gelingt gerade an Fremdbiografien einfacher, weil diese eine für die Auseinandersetzung notwendige Distanz ermöglichen.
In der heutigen globalen und multikulturellen Gesellschaft gibt es zahlreiche Wahlmöglichkeiten, wenn es um die Entwicklung von Lebenskonzepten geht: Showstars, Fußballhelden, kirchliche Persönlichkeiten wie Papst Franziskus oder die Aktivist*innen der Fridays-for-Future-Bewegung um Greta Thunberg. Diese Liste ließe sich beliebig fortsetzen.
Gerade Gedenkjahre wie 2019 (80 Jahre Ausbruch des Zweiten Weltkriegs, 70 Jahre Grundgesetz, 30 Jahre Mauerfall in Deutschland) bieten sich für Lernen an Biografien an, da sie Menschen in Erinnerung rufen, die an zeitgeschichtlichen Ereignissen beteiligt waren, sowohl als Vorbilder als auch als Anti-Vorbilder.
Häufig wurde und wird im schulischen und gemeindlichen Kontext mit Biografien über Anne Frank, Sophie Scholl, Martin Niemöller, Maximilian Kolbe u.a. gearbeitet. Neben diesen bekannten, älteren Verfilmungen gibt es auch eine Reihe von neueren Produktionen, die sich mit den Lebensentwürfen bedeutender, nicht immer bekannten Menschen befassen und die eine Reflexion eigener Werte und Lebensstile anstoßen. Diese sollen im Folgenden vorgestellt werden.
Marion Wiemann, Loccumer Pelikan 3/2019