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Foto: Stephan Eimterbäumer

Wortmeldung September 2022

Nachricht 01. September 2022

"Unser tägliches Brot gib uns heute". Im Gespräch mit Bäckerinnen und Bäckern

Wunschberuf

Die jungen Frauen und Männer in der Bäckerklasse der Berufsbildenden Schule sitzen mir gegenüber. „Wann beginnt Ihr Arbeitstag?“ frage ich. „Meistens fange ich um zwei Uhr in der Nacht an.“ „Meine Schicht beginnt schon um eins.“ „Bei uns geht’s um vier los.“ Alle sagen das mit großer Selbstverständlichkeit und auch mit Stolz.

„Was war der Grund dafür, dass Sie sich diesen Beruf ausgesucht haben?“ Mehrere Schüler erzählen, dass sie gerne backen. Für eine Auszubildende ist es der zweite Beruf. Sie möchte einmal die Bäckerei ihrer Eltern übernehmen.

Veränderungen

Mit dem Obermeister einer Bäckerinnung bin ich zum Telefongespräch verabredet. „Wie ist die Situation der Bäckereien in Ihrem Landkreis?“ möchte ich wissen. „Wir haben die kleinen familiengeführten Handwerks­betriebe mit wenigen Mitarbeitenden“, erklärt er. „Und es gibt die großen Backfabriken in der Stadt, die überall ihre Filialen betreiben. Beide Betriebsformen können gut nebeneinander bestehen.“

Ich horche auf: „Die Backfabriken sind keine Bedro­hung für die kleineren Betriebe?“ „Nein, alle machen ausreichend Umsatz. Das Problem der kleinen Betriebe ist, dass sie keinen Nachfolger finden. So muss Jahr für Jahr eine Bäckerei im Landkreis schließen.“

Herausforderungen

Im Gottesdienst spreche ich mit einem Bäckermeister über seine Arbeit: „Das Bäckerhandwerk ist eines der ältesten der Welt. Was verändert sich gerade?“ „Als ich in die Lehre gegangen bin, habe ich noch richtig schwere Säcke geschleppt. Das muss heute keiner mehr. Viele Arbeitsgänge werden von Maschinen erledigt. Stattdessen tragen wir andere Lasten, der Bedarf an Fachkräften und die enormen Energiekosten.“

„Wer backt, braucht Zutaten. Was sind Ihre wichtigsten Zutaten?“ „Wir achten auf regionale Rohstoffe. Dazu bilden wir Kooperationen mit heimischen Landwir­ten. Manche Rohstoffe gibt es gerade nicht, Sonnenblumenkerne aus der Ukraine.“

Wertschätzung

Mir ist noch ein Aspekt wichtig: „Im Vaterunser beten wir Unser tägliches Brot gib uns heute. Ohne Bäckerinnen und Bäcker wäre das gar nicht möglich. Fühlen Sie sich gesehen?“ „Ja, es macht mich stolz, in der Backstube zu stehen und für die Menschen im Ort zu backen. Unsere Kundinnen und Kunden schätzen die Qualität. Und Brot kommt ja auch in der Bibel vor: Im Abendmahl und in der Geschichte von der Brotver­mehrung.“

www.kirche-handwerk.de

Zum Download der Wortmeldung

Autorin

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Hille de Maeyer

Referentin für Kirche und Handwerk
Pastorin

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