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„Ein Gottesdienst für die Handwerkerinnen und Handwerker des Glücks“

Nachricht 07. Mai 2024

Anlässlich des Florianstag am 4. Mai haben Schornsteinfegerinnen und Schornsteinfeger ihr Handwerk in der Neustädter Hof- und Stadtkirche gefeiert. Unter dem Motto "Triff das Glück!" luden Handwerkspastorin Hille de Maeyer und die Schornsteinfeger-Innungen der Region zu einem besonderen Gottesdienst ein.

Wer am Samstag über den Hof der Neustädter Hof- und Stadtkirche ging, konnte die Fahnen der Schornsteinfegerinnungen aus Oldenburg, Hannover und dem Elbe-Weser-Raum im Wind wehen sehen. Unter ihnen stand eine große Gruppe an Menschen in schwarzer Kluft mit glänzenden Knöpfen. Einige trugen Zylinder, andere hatten noch Ruß an den Händen. Unverkennbar waren es Schornsteinfeger und Schornsteinfegerinnen.

Da verwunderte es kaum, dass immer wieder Menschen stehen blieben und fragten, ob sie die Kluft berühren durften, um etwas Glück mitzunehmen.

Natürlich durften sie das, und wer in den Gottesdienst kam, bekam auch noch eine extra Portion Glück schon am Eingang in die Hand gedrückt. Ein Schornsteinfeger für den Schlüsselbund und das Portemonnaie! 

Die Schornsteinfegerinnen und Schornsteinfeger zogen sichtlich stolz mit den Fahnen zu Beginn des Gottesdienstes in die Kirche. Mit großer Freude begrüßten Gemeindepfarrerin Martina Trauschke und Handwerkspastorin Hille de Maeyer die Handwerkerinnungen in der Neustädter Hof- und Stadtkirche. Wo, wenn nicht hier, blickt doch die Kirche auf ein reiches Handwerkserbe zurück. „Die Calenberger Neustadt war vor 300 Jahren Anziehungspunkt für nationales und internationales Handwerk“, erklärt Hille de Maeyer. Deshalb lade sie einmal im Jahr eine Handwerkszunft zum Gottesdienst ein.

Dieses Jahr am Florianstag, dem Tag des Schutzpatrons des Feuers. Der Heilige Florian gilt als Heiliger und Märtyrer in der katholischen und orthodoxen Kirche. Als Schutzpatron des Feuers ist er auch für das Schornsteinfegerhandwerk wichtig. Kein Wunder also, dass der Schutzheilige auf den kupfernen Knöpfen der Kluft prangt. In der Zeit der Christenverfolgung unter Kaiser Diokletian wollte er Christen befreien und wurde dabei selbst verhaftet. Als Strafe, weil er dem christlichen Glauben nicht abschwor, ertränkte man ihn mit einem Mühlstein um den Hals in der Enns (Lorch in Enns in Österreich), erzählte Gemeindepastorin Martina Trauschke die Legende. Erst im 15. Jahrhundert wurde er zum Schutzheiligen gegen Feuer. Wahrscheinlich, weil er im Wasser getötet wurde und mit Wasser Feuer gelöscht wird.

Den Ausbruch von Feuer zu vermeiden, ist auch Aufgabe des Schornsteinfegers, erzählte Landesinnungsmeister Steffen Langer im Gespräch mit Hille de Maeyer. Auch wenn sich das Berufsbild mittlerweile stark verändert hat.

Denn das Auf- und Absteigen auf die Dächer ist längst nicht mehr Hauptaufgabe eines Schornsteinfegers. Mit der Energiepolitik hat sich auch das Berufsbild geändert. Schornsteinfeger und Schornsteinfegerinnen sind zunehmend als Energieberater und Brandschutzberater gefragt. Fort- und Weiterbildungen seien daher wichtig, betonte Langer, bevor er mit viel Witz und Humor weiter über seine Arbeit erzählte. 

„Wir haben täglich mit Menschen zu tun, da passieren die schönsten und skurrilsten Geschichten. Darauf muss man sich einlassen können. Ich kann jedem und jeder, die Schornsteinfeger werden will nur empfehlen – habt Lust mit Menschen in Kontakt zu treten.“

Lukas Büsching, Auszubildender im zweiten Lehrjahr, stimmte dem zu und betonte, dass er diesen Beruf wegen der abwechslungsreichen Arbeit, der Bewegung und des Kundenkontakts gewählt hat. Darüber hinaus sei er stolz darauf, Glücksträger zu sein.

Aber warum ist das eigentlich so, dass der Schornsteinfeger zum Glückssymbol geworden ist? Auch darauf weiß Steffen Langer eine Antwort: „Im Mittelalter standen die Häuser eng. Wenn es einmal brannte, konnte es schnell passieren, dass sich das Feuer auf die ganze Stadt ausbreitete. Um das zu vermeiden, war es wichtig, die aus Lehm und Stroh gebauten Schornsteine regelmäßig sauber zu halten. Dafür waren die Schornsteinfeger da. Die sorgten dafür, dass nichts brannte. Das war ein großes Glück.“

Somit ist der Beruf des Schornsteinfegers eng mit dem Glück verbunden.

Sichtlich bewegt und aus dem Herzen sprach der Innung vielleicht gerade deswegen das Lied "Chim Chim Cheere" aus Mary Poppins, das Wieny Shao in diesem Gottesdienst ganz allein für die Schornsteinfegerinnen und Schornsteinfeger sang.

In dem Text heißt es unter anderem:

„das Glück das färbt ab
drückt uns einer die Hand
Verbringe mein Leben
in Ruß Rauch und Dreck.
Die Welt mir gefällt
ich will nicht mehr hier weg“

Ein Lebensgefühl, das vielen Schornsteinfegerinnen und Schornsteinfegern anzusehen war. Sie sind begeistert Handwerkerinnen und Handwerker zwischen Ruß und Glück zu sein.

Julia Littmann/Evangelische Medienarbeit

Ansprechpartnerin

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Hille de Maeyer

Referentin für Kirche und Handwerk
Pastorin