Seit Monaten organisieren Ginaz Brönnecke und Mona Gharib mit ihrem Verein Avaje Iran jeden Samstag Demonstrationen in Hannovers Innenstadt gegen das iranische Regime. Sie haben dabei selbst Angst vor Spitzeln – doch das Leid der Menschen im Iran sei so viel größer.
Mädchen werden vergiftet, nur, weil sie zur Schule gehen. Ein Land vergiftet seine eigene Jugend, weil sie sie nicht unter Kontrolle hat. Die Gräuel, die Frauen und Mädchen, aber auch LSBTQIA-Aktivist*innen im Iran angetan wird, sind unvorstellbar. „Darüber zu sprechen, also Worte wie Mord, Folter und Vergewaltigung auszusprechen, fällt mir nicht leicht“, sagt Mona Gharib, „doch es muss sein“. So tut sie es, in ein Mikrofon, jeden Samstag am Kröpcke in Hannovers Innenstadt, wo hunderte oder tausende Menschen entlangströmen. Die 42-Jährige ist in Teheran geboren und im Vorstand des deutsch-iranischen Vereins Avaje Iran. Ginaz Brönnecke ist 43 Jahre alt, ebenfalls im Iran geboren und in Deutschland aufgewachsen. Sie ist die Vorsitzende des Vereins. Neben Demonstrationen plant sie Solidaritätsmärsche, fährt zu größeren Kundgebungen nach Düsseldorf oder Brüssel und hält Vorträge.
Ihre Stimmen sind stark und klar, wenn sie dort mit dem Mikro in der Hand stehen und deutlich machen, was es für Frauen bedeutet, im Iran zu leben: Sie dürfen ohne Zustimmung des Mannes oder Vaters keinen Beruf ausüben, nicht ins Ausland reisen, keinen Sport machen, kein Rad oder Motorrad fahren. Ohne Begleitung des Mannes dürfen sie nicht ins Kino oder zum Essen ausgehen. Bei Gerichtsverhandlungen sind Frauen als Zeuginnen nicht zugelassen – ihr Wort zählt schlicht nichts. Eine Scheidung kann nur der Mann einreichen. Gibt es Kinder über sieben Jahre in der Ehe, gehören sie fortan dem Mann allein. Wer sich angeblich nicht korrekt kleidet, wird angegriffen oder verhaftet, es gibt sogar Todesurteile für Demonstrierende. Und Giftanschläge auf Schülerinnen.