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„Sicherstellen, dass Sie es sind …“

Nachricht 06. April 2023

... zeigt mir mein Unterwegs-Computer an, wenn ich ihn einschalte. Weil ich mir Passwörter so schlecht merken kann und dann immer nur simple Dinge wie „TorstenComputer2“ benutze (oh, hätte ich das jetzt nicht schreiben sollen?!), habe ich meinen Rechner irgendwann auf Gesichtserkennung umgestellt. In der Coronazeit war selbst das herausfordernd, weil der Algorithmus mich zwar mittlerweile mit und ohne Brille erkannte, sich aber – während ich in Zügen durchs Land fuhr – mit der Maske dann doch schwertat.

Naja, und so lange er versucht, das gespeicherte Bild mit dem, was sich vor seiner internen Kamera abspielt, abzugleichen, teilt er mir mit, er versuche sicherzustellen, dass ich es bin.

Sicherstellen, dass ich es bin. Krasse Frage. Wie stelle ich denn sicher, dass ich es bin? Mein Rechner vergleicht biometrische Punkte meines Gesichts in seinem Speicher und vor seiner Linse. Etwas simpel. Wie stelle ich sicher, dass ich in der Tiefe mit mir identisch bin? Nicht nur mit dem Bild, dass du von mir hast? Nicht nur mit den Erwartungen an meine Rolle als Vater, Pastor, Nachbar, Vereinskamerad, Stammtisch-Kumpan, alter weißer Mann?

Szenenwechsel. Ostern. In den alten Geschichten der Bibel taucht plötzlich eine Frage auf, die schon die Vorgeschichte hier und da geprägt hat: „Bist du es, oder sollen wir auf einen anderen warten?“ Wie stellt man sicher, dass dieser wandernde und diskutierende Typ der Mensch Gottes ist, der Menschensohn, identisch mit Gott selbst, aber als Mensch? Wie stellt man das denn sicher?

Da sind zwei auf dem Weg. Enttäuscht und abgerockt. Weil sie sich selber gesehen haben in der Gemeinschaft mit einem, der als Verbrecher hingerichtet wurde. Die Enttäuschung treibt sie zurück nach Hause. Naja, jedenfalls an den Ort, von dem sie aufgebrochen sind. Und an dem sie – nach einer Zeit der Veränderung – wieder zurückkehren zu ihrer Identität. Wirklich?

Ein dritter gesellt sich auf der Wanderung dazu. Er fragt. Sie reden. Sie erzählen. Sie werden ihre Geschichte los. Nicht nur die Ereignisse, auch die Emotionen, die Hoffnungen, die Leichtigkeit und Ernsthaftigkeit einer anderen Welt.

Dann – im Heimatort angekommen – laden sie ihn ein zu bleiben. Er bricht das Brot mit ihnen. Und sie erkennen ihn. Sie sind sicher, dass er es ist. Obwohl er wieder verschwindet. Als er das Brot brach, kehrte zurück, was sie erlebt hatten, was sie fühlten.

Und dann bleiben auch sie nicht in der Heimat, sondern brechen wieder auf. Sie gehen den Weg zurück, den sie kurz vorher als Heimweg nach der Enttäuschung zu gehen dachten. Jetzt gehen sie wieder zurück – in Richtung ihrer Heimat in der Fremde, im Aufbruch.

„Sicherstellen, dass ich es bin.“ Im Licht von Ostern hat das zu tun mit dem Verlust von Sicherheit, mit der Offenheit, die Dinge um mich herum neu wahrzunehmen und zu spüren, dass ich nicht ich sein werde ohne ihn und sie und viele andere.

Der Autor

Torsten Pappert

Referent für innovative Kirchenentwicklung
Pastor