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Über den Tod zum Leben

Nachricht 09. Februar 2022

Die Ausstellung „... noch bist du da“ von Uwe Appold ist bis zum 13. März in der Celler Stadtkirche zu sehen. Der Zyklus umfasst 20 Bilder, die sich auf Gedichte beziehen, die sich mit Altern, Abschied und Tod beschäftigen.

Der erste Eindruck ist ganz viel Schwarz. Aber der erste Eindruck verführt auch zum näheren Hinschauen. Die 20 Werke aus dem Zyklus „... noch bist du da“ von Uwe Ap­pold sind viel mehr als „nur“ Bilder. „Als ich 75 geworden bin, habe ich mir gedacht: Du musst dich auch endlich mal mit dem Altern und dem Tod beschäftigen. Ich wusste aber nicht, wie das geht“, sagt der Künstler Uwe Appold, der die­se Bilder nach Gedichten ge­malt hat. „Ursprünglich waren es einmal 60 Gedichte, diese 20 sind dann übrig geblieben.“

Dabei „wandert“ Appold, geboren 1942 in Wilhelmsha­ven, durch die Jahrhunderte. Es beginnt mit Walther von der Vogelweide, 1170 bis um 1230), „Ôwê, war sint verswunden“ (Oh weh, wohin entschwanden), geht über „Das Alter“ von Jo­seph Freiherr von Eichendorff (1788 bis 1857), „Der Tod, das ist die kühle Nacht“ von Heinrich Heine (1797 bis 1856), Rainer Maria Rilkes (1875 bis 1926) „Todes-Erfahrung“, „Im Altwer­den“ von Hermann Hesse (1877 bis 1962), Rose Ausländer (1901 bis 1988) und deren „... noch bist du da“ – Titelgeber der Ausstel­lung – bis hin zu Hugo Ball (1886 bis 1927), „Abschied“. In allen Gedichten geht es um Altern, Abschied und Sterben.

Uwe Appold hat zunächst mit einem Spachtel Acrylfarbe auf die Leinwand aufgetragen, sie danach mit sattem Schwarz überspachtelt und schließlich schwarz gefärbten Ostsee- Sand aufgetragen. „Die Farbe Schwarz, die bei uns ja immer mit Trauer verbunden ist, war nicht immer für dieses traurige Thema zuständig“, sagt Appold. „In barocken Kirchen sind die Altäre oft schwarz, das war da­mals eine Farbe für Freude und Leben.“

Fragt man ihn nach einem Lieblingsbild im Zyklus, dann muss er lachen. „Alle 20“, sagt er. Und will man von Appold wissen, wie lange er für diese Bilder gebraucht hat, gibt er gleich zwei Antworten. „Eigent­lich fast 80 Jahre. Aber die Aus­führung hat rund zwei Jahre ge­dauert“, erzählt er.

Begegnungsräume für Dialog oder Trost durch Kunst

Obwohl die Bilder während der Pandemie entstanden sind, haben sie Corona nicht zum Thema. Darauf legt Appold wert. „Aber das Thema Ster­ben und Abschied ist durch das Virus noch einmal mehr in den Mittelpunkt gerückt“, sagt Katharina Rogge-Balke, Refe­rentin vom Haus kirchlicher Dienste in Hannover. Für sie ist wichtig, dass durch diese Aus­stellung Begegnungsräume in der Kirche geschaffen werden. „Begegnung, Dialog und viel­leicht auch Trost sind möglich. Wir als Kirche haben viel zu bie­ten.“ Wie Appold überhaupt der Meinung ist, man sollte mehr miteinander als übereinander reden. „Vertrauen aufbauen, das ist wichtig.“

Das Projekt ist gefördert von der Hanns-Lilje-Stiftung, der Klosterkammer Hannover und dem Versicherer im Raum der Kirchen (VRK). An sechs Orten werden die Werke von Uwe Ap­pold zu sehen sein. Nach Han­nover, Leer und Buxtehude ist Celle die vierte Station. „Es ist für mich ein ganz besonderer Termin“, sagt Appold. „Denn in diesem Jahr feiere ich mein 60. Ausstellungsjahr. Und es freut mich sehr, dass Celle zu den ersten Plätzen in diesem Jahr gehört. Im Jahr 2000, dem Jahr der Expo in Hannover, hat es bereits an gleicher Stelle eine Ausstellung mit seinen Werken gegeben.

Pastor Volkmar Latossek freut sich, dass in Celle wieder einmal Kunst in der Kirche zu sehen ist.

„Wir haben ja schon seit Jahren den verschiedensten Künstlern Raum für Konzerte oder Ausstel­lungen in der Kirche gegeben.“

Begleitprogramm zur Ausstellung in der Stadtkirche:

Donnerstag, 17. Februar (16 bis 19 Uhr), Stadtkirche St. Ma­rien und Johann-Arndt-Haus, An der Stadtkirche 8: „Wunsch­brief“ – für mich und für andere, mit Katharina Rogge-Balke und Harald Schilbock. Was ist mir wirklich wichtig?

Samstag, 19. Februar (9 bis 17 Uhr), im Nordschiff der Stadt­kirche St. Marien: „Erzähl mir deine Geschichte“, generations­übergreifender Mal-Workshop mit Uwe Appold. Gemeinsam mit Jugendlichen und Senio­ren malen. Alle Mitwirkenden werden gebeten, eine Handvoll Erde mitzubringen.

Montag, 7. März (16 bis 19 Uhr), Stadtkirche St. Marien und Johann-Arndt-Haus, An der Stadtkirche 8: „Abschied­nehmen“, Workshop mit Impul­sen für die, die gehen, und die, die bleiben, mit Pastorin Anita Christians-Albrecht und Pasto­rin Helene Eißen-Daub.

Jürgen Poestges/Cellesche Zeitung

Weitere Informationen

 „... noch bist du da“, Aus­stellung mit Werken von Uwe Appold, bis 13. März zu sehen in der Stadt­kirche St. Marien Celle, Dienstag bis Samstag von 11 bis 17 Uhr, Sonntag nach den Gottesdiensten bis 13 Uhr. Vernissage heute um 19.30 Uhr mit Regionalbi­schof Detlef Klahr, Emden.

Zur Ankündigung der Stadtkirche St. Marien Celle

Ansprechpartnerin

Organisatorin der Wander-Ausstellung im Haus kirchlicher Dienste

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