Albrecht Westphals Geschichte mit dem Kirchentag beginnt im elterlichen Pfarrhaus, mit zehn Jahren. Aber erst 1973 in Düsseldorf war es um ihn geschehen. Die erste liturgische Nacht, die neue Musik von Peter Janssens und Co., „es wurde getanzt und gesungen“. In der Halle hing irgendwo ein Telefon, Westphal rief eine Freundin an und hielt den Hörer hoch: „Hör mal, das glaubst Du nicht!“
Schon sein Vater war 1949 beseelt von der Deutschen Evangelischen Woche in Hannover zurückgekehrt, die heute als erster Kirchentag gilt. 1967 war das Christentreffen erneut in Hannover zu Gast, Albrecht Westphal arbeitete als junger Pastor in Munster. Mit seinem VW Käfer fuhr er zur Schlussveranstaltung, die im nur halb gefüllten Niedersachsenstadion stattfand. Seine Versuche, etwas von der Kirchentagskultur in die Gemeinde hinüberzuretten, waren ernüchternd. Nachdem er das moderne Vaterunser-Lied „nach einem westindischen Calypso“ im Gottesdienst hatte singen lassen, ging der Kirchenmusiker der Gemeinde auf die Barrikaden. Heute steht das Lied unter Nummer 188 im Stammteil des Evangelischen Gesangbuchs.
1973 war Westphal Pastor in Bremerhaven und frisch verheiratet mit der Lehrerin Kerstine. Weil ein Kollege den Reisebus nach Düsseldorf nicht vollbekam, fuhr das junge Ehepaar mit. Sie waren fasziniert von vielem, was Kirchentage heute noch ausmacht: die moderne Musik, die Begegnung mit Spitzenpolitikern, Bibelarbeiten mit prominenten Theologen wie Jörg Zink oder Wolfgang Huber.
Als 1983, wiederum in Hannover, der Nato-Doppelbeschluss kritisch diskutiert wurde und viele Kirchentagsbesucher sich mit ihren lila Halstüchern für „ein Nein ohne jedes Ja zu Massenvernichtungswaffen“ aussprachen, hieß es, der Kirchentag sei kommunistisch unterwandert. „Dabei hatten wir unsere eigene Überzeugung“, sagt Westphal. Für ihn sei es eine bahnbrechende Erfahrung gewesen, dass „Glaube und politische Wachheit zusammengehen können“.