Niedersachsens Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast (CDU) hat sich erneut für einen „Gesellschaftsvertrag“ zwischen Landwirtschaft und Verbrauchern ausgesprochen. Damit gemeint sei eine gemeinsame Diskussion auf Augenhöhe um die Zukunft der Erzeugung von Lebensmitteln in Niedersachsen und Deutschland, erläuterte die Ministerin am Donnerstagabend in einer Online-Diskussionsrunde. Als Gesprächspartner nahmen daran unter anderen die Landwirtschaftspastorin Ricarda Rabe, Referentin für den Kirchlichen Dienst auf dem Lande im Haus kirchlicher Dienste, der Landwirt und Blogger Bernhard Barkmann und die Landwirtin Theresa-Marie Pelka teil.
Sie habe die Erfahrung gemacht, dass Landwirte, ihre Arbeitsweise und ihre Beweggründe bei den Verbrauchern oft nicht verstanden würden, sagte die Ministerin. Je mehr sich allerdings eine Diskussion zwischen beiden Seiten entfalte, desto mehr würden sie erkennen, das sie keine „Feinde“ seien, wenn es um Themen wie Tierschutz, Nachhaltigkeit oder faire Preise gehe. „Ich stelle immer wieder fest, dass eigentlich alle Seiten das Gleiche wollen, aber eben auf verschiedenen Wegen - genau darüber müssen wir ins Gespräch kommen und gemeinsame Lösungen erarbeiten.“
Landwirtschaftspastorin Rabe sagte, es müsse beispielsweise darum gehen, unter welchen Bedingungen etwa im Ackerbau Kulturlandschaften erhalten und zugleich ein möglichst großer Teil der benötigten Nahrung direkt in Deutschland produziert werden könne. Der Staat habe dabei die schwierige Pflicht, Rahmenbedingungen zu setzen, die möglicherweise einzelne einschränkten, der Gesellschaft insgesamt aber nutzten. So werde es auf dem Weg zur mehr Nachhaltigkeit sicher auch Verlierer geben: „Nicht jeder Hof wird in der nächsten Generation weitergeführt werden können.“
Barkmann äußerte Zweifel, dass eine gesellschaftliche Übereinkunft, die alle Seiten zufriedenstelle, überhaupt erreichbar sei. Er habe die Erfahrung gemacht, dass bei Tierhaltung und Landwirtschaft die Meinungen oftmals sehr weit auseinandergingen. Entscheidend für die Diskussion sei für ihn ein Realitätscheck. Am Ende nutze es nichts, Forderungen aufzustellen, die nicht umsetzbar seien.
Pelka sagte, Landwirte seien aktuell für viele zu einer Art Feindbild geworden. Daher wünsche sie sich mehr Wertschätzung und hoffe auf den Dialog. Schon jetzt könne jeder Verbraucher Signale an die Erzeuger senden, indem er etwa regional produzierte Nahrung kaufe. „Am Eierregal hat jeder Kunde eine klare Entscheidungsfreiheit.“
Otte-Kinast hatte schon in ihrer Rede zum agrarpolitischen Neujahrsauftakt am 7. Januar einen „Gesellschaftsvertrag“ gefordert. Dazu gehören für sie neben dem nachhaltigen Umbau der Nutztierhaltung auch eine neue Ackerbau- und Grünlandstrategie.
Evangelischer Pressedienst (epd), Landesdienst Niedersachsen-Bremen