„Sterben: Zwischen Tabu und Aufgabe“

Pressemitteilung 12. April 2021

Bundesverfassungsgericht, Bundestag, Religionsvertreter, Ethiker und Patientenschützer – die Debatte um Sterbehilfe ist vielschichtig, der assistierte Suizid ist umstritten. Schon die Terminologie der Diskussionen macht es deutlich: Aktive Sterbehilfe oder Tötung auf Verlangen? Sterbehilfe - oder Sterbebegleitung? „Es ist wahrhaftig nicht einfach, sich bei all den verschiedenen Positionen dazu selbst eine Meinung zu bilden“, sagt Susanne Paul, Landespastorin für die Arbeit mit Frauen. „Deshalb bietet das Haus kirchlicher Dienste eine Veranstaltungsreihe zu diesem sensiblen Thema an, in der die verschiedenen Aspekte und Perspektiven diskutiert werden“, so Paul, die zusammen mit der Männerarbeit, dem Besuchsdienst und dem Projekt „Alternde Gesellschaft“ das Format ins Leben gerufen hat.

Jahrestagung: Ökumenische Perspektive

Zudem gibt die Regionalbischöfin und Ethikerin Dr. Petra Bahr am 14. April bei der Jahrestagung Konfessionsökumene einen Impuls zum Thema „Theologische Einordnungen zum assistierten Suizid“. Rechtslage, Seelsorge, Ethik, Anthropologie und Politik – Bahr ordnet die unterschiedlichen Aspekte der aktuellen Debatte ein und gibt Hinweise zur theologischen Reflexion über Selbstbestimmung. Zur ökumenischen Dimension der Diskussion stellt sie die Frage, ob wir es überhaupt mit einem ökumenischen Kontroversthema zu tun haben, oder wie die Linien sonst verlaufen. Die evangelischen und katholischen Positionen zu diesem Thema diskutiert sie mit Ökumenebeauftragten der Kirchenkreise der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers, Theologinnen und Theologen sowie Ökumeneinteressierten.

„Den ökumenischen Aspekt der Debatte um Sterbehilfe haben wir ganz bewusst für die diesjährige Jahrestagung ausgewählt, um einen ökumenischen Akzent zu setzen und als Kirche gemeinsam zu handeln, wenn die rechtliche Regelung getroffen ist“, sagt Woldemar Flake, Ökumenereferent im Haus kirchlicher Dienste. Knapp 80 Teilnehmerinnen und Teilnehmer bundesweit und über Deutschland hinaus haben sich dazu angemeldet, dies bestätigt die Aktualität des Themas, so Flake. „Die zweistündige Zoom-Diskussion kann dabei nur ein Anfang sein“, betont er.

Veranstaltungsreihe: Wissenschaft und Theologie

Am 20. Mai startet die Landesfrauenpastorin Paul in Kooperation mit dem Zentrum für Gesundheitsethik (ZfG) die vierteilige Veranstaltungsreihe „Sterben: Zwischen Tabu und Aufgabe“. Hier kommen unterschiedliche Akteure aus Wissenschaft und Theologie miteinander in einen Dialog, der die persönliche freie Meinungsbildung unterstützen soll. Ein besonderes Augenmerk liegt bei dieser Gesprächsreihe auf den Genderaspekt.

„Selbstbestimmung steht im Zentrum ethischer Überlegungen bei Entscheidungen in der Medizin. Insbesondere bei Wünschen nach Therapieabbruch oder assistiertem Suizid werden die Anforderungen an Einwilligungsfähigkeit und eine freie Entscheidung deutlich“, sagt Paul. „Aber wann ist eine Entscheidung wirklich selbstbestimmt? Unterscheiden sich Männer und Frauen, wenn sie von Autonomie und Selbstbestimmung reden?“