
Vor sechs Jahren kam Seifollah Abdul Raouf aus Afghanistan nach Deutschland. In diesem Jahr schaffte er die Gesellenprüfung als Mechatroniker, seine Firma wollte ihn übernehmen. Doch jetzt muss er sich wieder Sorgen um die Zukunft machen.
Als Seifollah Abdul Raouf 2015 aus Afghanistan nach Deutschland kam, war er 15 Jahre alt und konnte kaum lesen und schreiben. In diesem Jahr hat er seine Ausbildung zum Fahrzeug-Mechatroniker und Karosseriebauer abgeschlossen. Der Weg dahin war schwer. Die Pandemie hat ihn noch weiter erschwert. „Den Lernstoff aufzuholen, hat viel Kraft gekostet“, sagt der junge Mann mit dem dunklen Wuschelkopf.
An der Arbeit selbst hat er Spaß. Autos, die nach Unfällen etwa verbeult zur Reparatur kamen, verließen die Werkstatt wieder wie neu. „Das hat mich fasziniert“, sagt er. Die Praxis hatte er nach kurzer Zeit drauf. Doch an der Theorie drohte er zu scheitern. Raouf hat deshalb wie besessen gelernt, wie er erzählt. Jeden Tag nach der Schule ging er mit ein paar Freunden in die städtische Bibliothek. Dort nahmen sie jede Aufgabe auseinander, übersetzten sie mühsam Wort für Wort, machten sich die Zusammenhänge verständlich, fragten einander ab - so lange, bis die Bücherei schloss.
Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit befanden sich im September 2019 insgesamt 55.000 Menschen aus den acht häufigsten Asyl-Herkunftsstaaten, darunter Afghanistan, Syrien, Irak und Eritrea, in einer Ausbildung. Die Zahl ist in den vergangenen Jahren stark gestiegen: Im Jahr zuvor waren fast 11.000 Auszubildende weniger beschäftigt. Doch laut Schätzungen, unter anderem des Ausbilderportals „Stark für Ausbildung“, brechen die jungen Geflüchteten im Vergleich zu Einheimischen öfter ihre Ausbildung ab.