Wilhelm Knackstedt verstorben

Pressemitteilung 06. April 2021

Wilhelm Knackstedt, der frühere Beauftragte für Weltanschauungsfragen im Haus kirchlicher Dienste (HkD), verstarb am 25. März im Alter von 84 Jahren. Er war von 1988 bis 1998 im damaligen Amt für Gemeindedienst (AfG), dem heutigen HkD, tätig.

Seit den 1970er Jahren erlebte die Bundesrepublik eine Veränderung der religiösen Landschaft. Neue religiöse Bewegungen und Weltanschauungen kamen ins Land, missionierten und gewannen Anhänger. Für Betroffene, Eltern, Lehrer und Kirchengemeinden ergab sich ein großer Informations- und Beratungsbedarf. Die Kirchen reagierten darauf mit der Einrichtung von Stellen für Weltanschauungsbeauftragte. Knackstedt übernahm diese Aufgabe bereits 1986, zunächst noch zur Unterstützung des damaligen Weltanschauungsbeauftragten Pastor Joachim Biallas, ab 1988 dann als sein Nachfolger.

„Er reiste unermüdlich durch die Landeskirche“, erzählt Jürgen Schnare, heutiger Beauftragter für Weltanschauungsfragen im HkD. „Weil der Bedarf groß war, wurde ein Netzwerk von Weltanschauungsbeauftragten in den Kirchenkreisen aufgebaut. Das waren Pastorinnen und Pastoren und Diakoninnen und Diakone, die diese Aufgabe neben ihrem normalen Dienst in ihrer Kirchengemeinde übernahmen.“ Diesen Beauftragten stand er mit seinem Rat zur Seite und organisierte ein Ausbildungs- und Fortbildungsprogramm für sie. Er hielt engen Kontakt zu den Kollegen und Kolleginnen in den anderen Landeskirchen und Bistümern und arbeitete in der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) und der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) mit. Er führte eine Vielzahl von Seelsorgegesprächen und betreute eine Elterninitiative für betroffene Eltern.

Knackstedt studierte Theologie in Oberursel, Heidelberg und Göttingen und Pädagogik in Hannover. Von 1964 bis 1988 war er Gemeindepastor in Wilkenburg bei Hannover und Religionslehrer an einer kooperativen Gesamtschule. In seiner Jugend und im Studium wurde er geprägt durch die Selbständige Evangelisch-lutherische Kirche (SELK), an deren Hochschule in Oberursel er einen Teil seines Studiums absolvierte. „Damit wurde bei ihm der Grundstein zu einer großen Offenheit in der Ökumene und in der Begegnung mit anderen Religionen gelegt“, erinnert sich Schnare. „Das geschah aber immer auf der Grundlage eines gefestigten Glaubens, den er deutlich zum Ausdruck brachte und der ihn auch in Zeiten großer persönlicher Not trug.“

Zunächst organisierte Knackstedt ökumenische Gesprächskreise in seiner Gemeinde, später weitete sich sein Engagement auf das Feld interreligiöser Begegnungen. Er war einer der wesentlichen Initiatoren für das „Haus der Weltreligionen“ in Rinteln, das im Rahmen des Expo-Projekts „Erlebniswelt Steinzeichen Steinbergen“ entstand und wo über die Expo-Zeit hinaus interreligiöse Veranstaltungen stattfanden. Er kam durch Reisen nach Indien und Nepal mit der hinduistischen Glaubenswelt in Berührung. In Nepal knüpfte er persönliche Kontakte und organisierte Unterstützung für eine Schule und ein Waisenhaus vor Ort. Ganz besonders engagierte er sich nach der Erdbebenkatastrophe, die Nepal 2015 schwer getroffen hatte. In seiner Heimatregion war er auch in der Arbeit gegen Rechtsextremismus aktiv.

Auch im Ruhestand predigte er weiterhin regelmäßig und hielt Kontakt zum Arbeitsfeld Weltanschauungsfragen. „Er hat die Weltanschauungsarbeit als Dienst am Menschen und als Zeugnis des Glaubens in einem guten Sinne verstanden“, sagt Schnare, „darin war er beispielhaft!“