
„Mit der Corona-Pandemie haben Verschwörungstheorien, Verschwörungserzählungen oder Verschwörungsmythen neues Gewicht bekommen“, sagt Jürgen Schnare, Referent für östliche Religionen und Weltanschauungsfragen im Haus kirchlicher Dienste (HkD). „Auch früher wurden Krankheiten und Katastrophen mit angeblichen geheimen Plänen und Machenschaften von Minderheiten oder sogenannten ‚einflussreichen‘ Gruppen in der Gesellschaft in Verbindung gebracht. Aber mit der pandemischen Verbreitung dieser neuen Krankheit und den Gegenmaßnahmen, wie Einschränkungen im Alltag, Maskentragen oder Impfen, hat das Phänomen an Bedeutung gewonnen.“
Die Folgen für die Gesellschaft und für Einzelne sind laut Schnare massiv: Populismus und Antisemitismus werden befördert. „Politiker und andere Personen des öffentlichen Lebens werden attackiert und seriöse Medien der Fälschung bezichtigt. Regeln werden bewusst nicht eingehalten und Proteste von Gewalt begleitet. Menschen werden verunsichert und sinnvolle Maßnahmen unterlaufen, so dass beispielsweise das Ziel, die Bevölkerung durch das Impfen zu schützen, möglicherweise nicht erreicht werden kann. Auch im privaten Bereich, in der Schule oder am Arbeitsplatz, sowie in Kirchengemeinden sind Menschen damit konfrontiert und müssen sich damit auseinandersetzen.“