Innerhalb kürzester Zeit, unter dem beschleunigenden Einfluss von Corona, ist das Digitale für viele Berufstätige plötzlich zentraler Bestandteil des Arbeitslebens geworden. Oft waren Arbeitgeber völlig unvorbereitet, sowohl technisch als auch organisatorisch. Das Gefühl von „nicht mehr hinterherkommen“ und Fremdbestimmung ist in Zeiten der Transformation zudem ständiger Begleiter einer ganzen Gesellschaft.
Doch wird eine Frage in den Debatten der Digitalisierung kaum beleuchtet. Eine, die zentraler Bestandteil unseres Miteinanders ist: Die Frage der Macht. Die einen fürchten ihren Machtverlust, die anderen fürchten Verlust von Mitbestimmung. Für manche ist die erzwungene digitale Arbeit zuhause eine Last, für manche ganz im Gegenteil eine neu gewonnene Freiheit, die es auch „nach Corona“ zu verteidigen gilt.
Der Kirchlicher Dienst in der Arbeitswelt (KDA) und die Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen e.V. veranstalten dazu am 15. September eine Online-Fachtagung, unterstützt von der BARMER Krankenkasse.
„Das Thema Gesunde Arbeitswelt ist für uns ein zentrales Arbeitsfeld“, sagt Laura Rinderspacher, Referentin für den KDA im Haus kirchlicher Dienste, die zusammen mit der KDA-Referentin Waltraud Kämper die Tagung initiiert hat. „Aktuell beschäftigen wir uns mit der Frage, wie sich die digitale Transformation auf die Arbeitswelt auswirkt und suchen nach Lösungen, wie Menschen gut und selbstbestimmt davon profitieren können. Mein Eindruck ist allerdings, dass sich viele Arbeitnehmende heute, besonders in Zeiten von Corona, fremdbestimmt und ‚überrumpelt’ fühlen und sich ein Gefühl von Ohnmacht verfestigt. Und Ohnmacht macht krank.“
Im ersten Teil der Veranstaltung laden die Veranstalter alle, die sich im Bereich Gesundheit, Bildung oder Arbeitswelt engagieren, zu einer Bestandsaufnahme der Veränderung der Machtverhältnisse in Gesellschaft und Arbeitswelt und zur Auseinandersetzung über Voraussetzungen digitaler Souveränität ein. Die darauf folgenden Workshops bieten die Möglichkeit, sich zu Teilaspekten des Themas auszutauschen. Nach sechs Monaten mit Corona lässt sich individuell sowie in der in der Gruppe ein erstes Zwischenfazit ziehen: Welche positiven Aspekte sind zu beobachten, wo gibt es Probleme, wo sehen wir Gefahren? Wie verändert die digitale Transformation Unternehmen und wo sind Gestaltungsspielräume im Sinne der Belegschaft mit ihren unterschiedlichen Bedürfnissen und Wünschen?
Ziel der Tagung, so Rinderspacher, ist, die Möglichkeiten der Gestaltung der digitalen Transformation zu reflektieren. Denn unreflektiert kann das Gefühl der Ohnmacht auf lange Sicht krankmachen. Nur durch grundlegendes Hintergrundwissen und Handlungsoptionen kann man (digital) souverän werden – und damit gesund bleiben. „Wir als KDA versprechen uns einen realistischen Blick in die Zukunft: Was gibt es bereits, wo könnte die Reise hingehen ‚nach Corona’, was bedeutet das für unsere aktuellen Machtverhältnisse in der Arbeitswelt, welche neuen Möglichkeiten der Mitbestimmung haben wir und wie können wir die Digitalisierung für uns nutzen?“, so Rinderspacher.
Die Online-Fachtagung ist kostenfrei. Anmeldungen werden noch bis zum 11. September 2020 schriftlich über das Anmeldeformular der Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen e. V. entgegengenommen.