Foto: HkD

Elhaus: „Grenzgänger, Brückenbauer, Netzwerker“

Nachricht 15. Oktober 2020
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Pastor Philipp Elhaus beendet zum 31. Oktober seine Tätigkeit als Leitender Referent der Missionarischen Dienste im HkD. Foto: Jens Schulze/HkD

Pastor Philipp Elhaus, Leitender Referent für Missionarische Dienste verlässt nach 13 Jahren Tätigkeit das Haus kirchlicher Dienste (HkD). Zum 1. November übernimmt er einen Forschungsauftrag der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) bei Prof. Dr. Uta Pohl-Patalong in Kiel.

Elhaus versteht sich selbst als „Grenzgänger, Brückenbauer und Netzwerker. Kirche und Welt miteinander ins Gespräch zu bringen, das hat sich durch meine beruflichen Stationen durchgezogen.“ Dabei bewegte ihn immer eine Frage: „Wie finden Menschen Zugang zur Lebenskraft des Evangeliums – und welche kirchlichen Formen und Formate sind dabei hilfreich?“ Vor seiner Zeit im HkD war er von 1999 bis 2007 theologischer Referent im Gemeindedienst des Evangelisch-lutherischen Missionszentrums in Hermannsburg (ELM). Seine berufliche Laufbahn begann er 1993 in der Kirchengemeinde Norddeich.

„Attraktive Gemeinde“ und „Kirchehochzwei“

Als Leitender Referent der Missionarischen Dienste hatte er zunächst auch die Dienstaufsicht über die HkD-Referenten des Missionarischen Zentrums in Hanstedt und des Geistlichen Zentrums Kloster Bursfelde. Seit 2009 konnte sich der Theologe ganz auf die Begleitung von Gemeinden und Kirchenkreisen und die Durchführung von Projekten konzentrieren. „Bei dem Projekt ‚Attraktive Gemeinde‘ haben wir mit der Gemeindeberatung im HkD und dem Sozialwissenschaftlichen Institut der EKD ein Jahr lang unter dem Motto „Stärken stärken“ zwölf Gemeinden begleitet, um herauszubekommen, warum diese eine besondere Ausstrahlungskraft haben. Die gemeinsamen Lernerfahrungen wurden in die Landeskirche eingespielt“, so Elhaus. Der ökumenische Kongress „Kirchehochzwei“ und die daraus entstandene Initiative suchten nach neue Wegen und Formen für eine Kirche der Zukunft. Vorbild war hier unter anderem die Fresh-Expressions-of-church-Bewegung in Großbritannien. „Dabei ist eine neue Form der ökumenischen Weggemeinschaft entstanden, der evangelische, katholische und freikirchliche Christen angehören“, sagt der Theologe.

Kurse zum Glauben

Seit 2011 setze Elhaus die Kampagne der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) „Kurse zum Glauben“ in der hannoverschen Landeskirche in breiter Kooperation unter anderem mit der Evangelischen Erwachsenenbildung in Niedersachsen um. „Es entstand eine größere Vielfalt der angebotenen Kurse und wir konnten die Zahl der durchgeführten Kurse von 25 zeitweise auf 100 im Jahr steigern“, so der Pastor. „Und das, obwohl weniger Referenten dafür zur Verfügung stehen.“ Elhaus und sein Team setzten vor allem auf die Kursleitung von Haupt- und Ehrenamtlichen in den Gemeinden und führten dafür viele Schulungen durch.

Gemeinden mit Zuwachs aus anderen Ländern und Kulturen

In den letzten Jahren beschäftigte sich der Theologe auch damit, wie sich Gemeinden verändern, wenn Menschen aus anderen Ländern und Kulturen hinzukommen. Mit Fachkollegen und Fachkolleginnen aus dem HkD veranstaltete er Studientage und Hearings „Es ging darum, zu hören und wahrzunehmen, was Menschen aus Gemeinden berichten, in denen es eine größere kulturelle Vielfalt gibt“, erklärt Elhaus den Sinn eines Hearings. „Sich von der Begegnung mit Fremdem herausfordern zu lassen und konstruktiv mit Unterschieden umzugehen, ist eine Chance für die eigene Gemeinde- und Kirchenentwicklung.“

Hermannsburg und Norddeich

Die Vielfalt der weltweiten Kirche rückte für Elhaus in seinen sieben Jahren beim Evangelisch-lutherischen Missionswerk in Hermannsburg (ELM) in den Blick. „Ich lernte, dass Kirche unter ganz anderen Bedingungen gedeihen kann, als bei uns in Deutschland“, erzählt der Pastor. „Kirche geht auch anders. Das macht mir Mut für den Umbau unserer Kirchenlandschaft, wenn es darum geht, auch angesichts geringer werdender Finanzen Kirche neu zu denken und zu gestalten.“

Seine erste berufliche Station hatte Elhaus in der Kirchengemeinde Norddeich an der ostfriesischen Küste. „Dort gab es quasi zwei Gemeinden mit ganz eigenen Situationen und Bedürfnissen, die Ortsgemeinde und die Urlaubergemeinde. Eine Aufgabe war es, sich auf diese unterschiedlichen Lebenswelten einzulassen – mit unterschiedlichen Formaten an verschiedenen Orten“, erinnert sich Elhaus. „Und ich stellte zum ersten Mal fest, dass Menschen auch dort religiös ansprechbar sind, wo sie Kirche nicht erwarten, etwa am Strand oder in einer Ausstellung in einem Therapiezentrum. Es lohnt sich, wenn sich Kirche ‚aus dem Häuschen‘ wagt.“

Formen des ergänzenden Miteinanders finden

Ab November wird Elhaus die Bedeutung von Diensten, Werken und Einrichtungen für die Zukunft der Kirche theologisch und sozialwissenschaftlich untersuchen. „Ich bin ein leidenschaftlicher Theologe und freue mich sehr darauf“, so der 58-Jährige. „Ich habe die funktionalen Dienste etwa des HkD als Gemeindepastor selber als große Hilfestellung erlebt. Die Frage ist: Welche Formen des ergänzenden Miteinanders sind sinnvoll?“

Elhaus ist Mitglied im Leitungsgremium der Arbeitsgemeinschaft Missionarische Dienste (AMD) innerhalb der EKD und wurde ins Kuratorium der Evangelischen Arbeitsstelle Missionarische Kirchenentwicklung und diakonische Profilbildung (MiDi) berufen. Er hat mehre Glaubenskurse verfasst und zahlreiche Bücher zu Fragen rund um die Zukunft von Gemeinde und Kirche herausgegeben.

Pastor Philipp Elhaus wurde am 8. Oktober in der Neustädter Hof- und Stadtkirche in Hannover verabschiedet.