
Franz Müntefering hat zum „Tag der älteren Generation“ in Hannover über Altersarmut gesprochen. Er fordert bessere Löhne und mehr Gerechtigkeit im Rentensystem - und bleibt auch mit 80 Jahren kämpferisch.
Als der einstige SPD-Vorsitzende, Bundesminister für Soziales und Arbeit und Vizekanzler in der Marktkirche Hannover Platz nimmt, sind ein paar mehr graue Haare und Falten nicht zu leugnen. Aber als Franz Müntefering zu seinem Vortrag am 1. Oktober, dem „Tag der älteren Generation“, ansetzt, wirken die 80 Jahre, die der Mann im Januar feiern durfte, nur noch wie eine abstrakte Zahl auf dem Papier. Der prominente Sozialdemokrat spricht unter der Überschrift „Ohne Moos nix los – Gut leben im Alter“ vor knapp 100 Besuchern - und die merken schnell, dass Evangelische Erwachsenenbildung Hannover, evangelische Familienbildungsstätte, Projektstelle „Alternde Gesellschaft“ im Haus kirchlicher Dienste und Marktkirchengemeinde Hannover einen Redner eingeladen haben, der im Alter kaum an Energie und Streitlust eingebüßt hat.
Pastor Thomas Höflich, der bis zum Amtsantritt von Rainer Müller-Brandes am 11. Oktober noch als Stadtsuperintendent agiert, begrüßt die Anwesenden. Er erzählt vom Erntedankfest und einem pastoralen Besuch auf dem Wochenmarkt. Dann tritt Müntefering, seit 2015 Vorsitzender der Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen (BAGSO), an das Rednerpult. Für ihn gibt es aktuell noch keine überproportionale Altersarmut. „Sie droht uns, das stimmt“, sagt er. „Aber noch kann man gegensteuern. Das ist die Herausforderung für alle demokratischen Parteien.“ Schon in wenigen Jahren könne es unter anderem Alleinerziehende empfindlich treffen. Schlecht bezahlte Jobs, besonders häufig auch von Frauen ausgeübt, trügen dazu bei. „Wir haben keinen hinreichenden Respekt mehr vor einfacher Arbeit“, mahnt Müntefering. „Putzkräfte zum Beispiel sind oftmals so schlecht bezahlt, dass ihre Rentenansprüche mikroskopisch sind.“