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Friedensbewegung plant virtuellen Ostermarsch

Nachricht 25. März 2020
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Der Ostermarsch in der Südheide ist abgesagt: „Trotz der Corona-Krise dürfen andere Leidende nicht vergessen werden!“. Archivbild

Die Corona-Pandemie wirkt sich auch auf die Ostermärsche der Friedensbewegung aus: Genau 60 Jahre nach dem ersten Ostermarsch in Deutschland werden in diesem Jahr wohl alle geplanten Kundgebungen und Aktionen in bundesweit mehr als 90 Orten abgesagt. In Niedersachsen und Bremen hätte es vom 11. bis zum 13. April ursprünglich 15 Friedensdemonstrationen geben sollen, unter anderem in Göttingen, Hannover, Oldenburg, Osnabrück, Braunschweig und Lüneburg. Stattdessen werde an einem Konzept für einen „virtuellen Ostermarsch“ gearbeitet, sagte ein Sprecher des Netzwerks Friedenskooperative in Bonn dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Absage auch in Südheide

So hat ein breites Bündnis zu einer gewaltfreien Aktion „Gegen Menschenverachtung, Atomwaffen und Rüstungsproduktion“ am Ostersamstag in die Südheide eingeladen. „Wegen des Corona-Virus müssen wir die Veranstaltung absagen, doch unsere Anliegen bleiben bestehen“, so Wolfgang Hertle aus Hamburg, einer der Initiatoren. „Bergen-Belsen, Bergen-Hohne, Unterlüß – ein roter Faden verbindet auf unheilvolle Weise diese Orte.“ Pastor Lutz Krügener, Referent für Friedensarbeit im Haus kirchlicher Dienste (HkD), hatte als Vertreter des Arbeitskreises Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung evangelischer Kirchen in Niedersachsen diese Aktion mit vorbereitet und bedauert die notwenige Absage sehr: „Trotz der Corona-Krise dürfen andere Leidende nicht vergessen werden!“

Die Ostermärsche seien das bekannteste Sprachrohr der Friedensbewegung und hätten die deutsche Gesellschaft seit dem ersten Ostermarsch 1960 mitgeprägt, sagte der Politologe Gregor Hofmann vom Leibniz-Institut Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung in Frankfurt/Main dem epd. Die Proteste hätten dazu beitragen, die Friedensforschung zu etablieren und einen zivilen Friedensdienst zu entwickeln. Auch die Demonstrationen gegen die Wiederbewaffnung, atomare Rüstung, den Vietnamkrieg, den Nato-Doppelbeschluss oder den Irak-Krieg hätten sich auf die deutsche Politik ausgewirkt.

Die Ostermärsche der Friedensbewegung

Die Ostermärsche der Friedensbewegung entstanden Ende der 50er Jahre in Großbritannien. Den ersten Ostermarsch in der Bundesrepublik Deutschland gab es 1960 in der Lüneburger Heide: Am 18. April, dem Ostermontag, demonstrierten damals mehr als tausend Menschen gegen die deutsche Wiederbewaffnung und eine Ausrüstung der Bundeswehr mit Atomwaffen.

Die Zahl der Ostermärsche und der Teilnehmer und Teilnehmerinnen stieg in den folgenden Jahren steil an. Zu Spitzenzeiten der Bewegung Ende der 60er Jahre sowie während der Nachrüstungsdebatte zu Beginn der 80er Jahre kamen Hunderttausende zu den Kundgebungen. Danach wurde die Ostermarschbewegung schwächer, sie erlebte wegen der Kriege auf dem Balkan und am Golf aber zwischenzeitlich auch stärkeren Zulauf.

In den vergangenen Jahren beteiligten sich jeweils höchstens mehrere zehntausend Menschen an den Osteraktionen, die von Mahnwachen und Demonstrationen über Fahrradtouren und Wanderungen bis zu Friedensfesten reichen. Die Themen sind traditionell Kriege und Konflikte sowie Waffenexporte, Auslandseinsätze der Bundeswehr und die Risiken der Atomkraft, hinzu kommen aktuelle Themen wie Klimaschutz.