
Was ist Wahrheit? Diese große Frage - ausgerechnet von der biblischen Figur des Judas aufgeworfen - stand über dem 22. Aschermittwoch der Künste der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers und der Hanns-Lilje-Stiftung in der Stadtkirche Celle. 150 Gäste aus Kultur, Kirche und Gesellschaft erlebten Szenen aus Lot Vekemans´ Ein-Personen-Stück Judas, von der jungen Regisseurin Marléne Jeffré für das Celler Schloss-Theater inszeniert.
In der reich verzierten, 16 Grad kalten Barock-Kirche spielte Hussam Nimr eindringlich im Altarraum mit kargem Bühnenbild und mit nacktem Oberkörper den Judas. Als gewissermaßen Auferstandener reflektierte er die drei Jahre mit Jesus, mit dem er fast gleichzeitig starb. "Ich erwartete viel von ihm und von mir selbst". Wütend stieß er hervor: "Wenn man nichts tut, kann man auch nichts falsch machen". Glaube brauche keine Aktion, man wolle ihn behalten. "Zweifel will man loswerden. Dafür muss man etwas tun. Wer zweifelt, muss sich entscheiden". Nicht nur Jesus musste vom sauren Wein trinken, auch er, so Judas weiter. "Er ist nicht für eure Sünden gestorben. Wenn hier jemand für eure Sünden gestorben ist, dann bin ich das". Er lernte von Jesus, etwa in einem alten Mann mit einem schwerbeladenen Esel mehr als nur das Offensichtliche zu sehen, nämlich auch Schmerz und Armut.