
Vor 75 Jahren, am 9. April, starb Dietrich Bonhoeffer, ermordet im KZ Flossenbürg. Er wurde hingerichtet vier Wochen vor der „bedingungslosen Kapitulation“ Deutschlands zum 8. Mai 1945, dem, wie es Altpräsident Richard von Weizsäcker 1985 erstmals formulierte „Tag der Befreiung“. Diese und andere Gedenktage mit Bezug zu den letzten Monaten des Dritten Reiches drohen unter der Corona-Nachrichtenlage unterzugehen. Gedenkveranstaltungen sind abgesagt und lassen sich auch schwerlich „später“ nachholen. Ist mit Corona die Sorge um Rechtsradikalismus, Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit im Pause-Modus?
Dietrich Bonhoeffer steht für den Widerstand. Bereits 1933 kritisiert er das nationalsozialistische Führerprinzip und veröffentlicht den Aufsatz „Die Kirche vor der Judenfrage". Darin fordert er, die Kirche müsse bereit sein, „nicht nur die Opfer unter dem Rad zu verbinden, sondern dem Rad in die Speichen zu fallen.“ Die NS-Zeit ist seit einem dreiviertel Jahrhundert Geschichte, wirkt aber gerade in Deutschland bis heute nach: die Erinnerung an die menschlichen Abgründe des NS-Staates und die schwere Schuld des deutschen Volkes ist zu bewahren, damit zum Beispiel Jugendliche von heute verstehen lernen können, was hierzulande einmal möglich war und bewahre Gott nie wieder möglich sein wird.