Ingrid Willing verkörpert den Dialog mit ihrer Person
Willing war vom Arbeitskreis Juden und Christen der evangelisch-reformierten Kirchengemeinde Hannover vorgeschlagen worden. Sie „verkörpere den Dialog mit ihrer ganzen Person“ und habe sich als Vorstandsmitglied der Liberalen Jüdischen Gemeinde Hannover „als Brückenbauerin zwischen Religionen und Generationen engagiert“, begründete der Arbeitskreis seinen Vorschlag unter anderem. Christoph Rehbein, Pastor der evangelisch-reformierten Kirchengemeinde Hannover, würdigte Willing in seiner Laudatio als „einen Menschen des Gesprächs“, als „Tochter des Gebotes der Nächstenliebe“, die im Dialog der Religionen nicht künstlich harmonisiere. „Du bist tatsächlich eine Brückenbauerin nach diesem Riss, nach diesem Verbrechen in diesem Lande“, sagte auch Gábor Lengyel, der Senior-Rabbiner der Liberalen Jüdischen Gemeinde Hannover mit Bezug auf die Shoa. Willing baue eine Brücke zu den Vertretern der christlichen Religion, sagte Lengyel.
Arnulf Baumann seit den 60er Jahren aktiv
„Arnulf Baumann hat seit den 1960er Jahren über mehrere Jahrzehnte entscheidend zu dem heute in der evangelischen Kirche erreichten Konsens über ein neues Verhältnis zum Judentum beigetragen“, sagte Wolfgang Raupach-Rudnick, ehemals Beauftragter für Kirche und Judentum im Haus kirchlicher Dienste der Landeskirche in seiner Laudatio über den anderen Preisträger. Als Mitglied der Studienkommission der EKD sei er an allen drei EKD-Studien „Christen und Juden“ maßgeblich beteiligt gewesen. Die Studie I von 1975 sei für die EKD ein Meilenstein gewesen. Der Preisträger war zudem lange Zeit Herausgeber und Schriftleiter von „Friede über Israel“ (heute „Begegnungen“) und im Zentralverein für Begegnung von Christen und Juden sowie vielen anderen Organisationen auf verschiedenen Ebenen bis hin zum Ökumenischen Rat der Kirchen und zum Lutherischen Weltbund aktiv.
Beide Preisträger erhielten als Zeichen für den undotierten Preis einen künstlerisch gestalteten Granatapfel – ein Symbol dafür, wie eine Frucht viele neue Früchte hervorbringen kann. Überreicht wurde der Preis vom Landesbischof.
Einen anderen Blick auf das Judentum vermitteln
Die Preisträgerin Ingrid Willing nutzte in ihren Dankesworten die Gelegenheit, für den Dialog der Religionen zu werben. „Meine Aufgabe, in meinem kleinen Rahmen sehe ich darin, einen anderen Blick auf das Judentum zu vermitteln, einen Blickwechsel vor zu nehmen! Das Judentum ist die Wurzel des Baumes auf dem wir alle stehen, die Wurzel unseres Glaubens an den einen Gott. … Wir gehen verschiedene Wege, aber wir haben ein Ziel. Ich kann nicht sagen: Nur mein Weg ist der Richtige und den musst du auch gehen“, sagte die Preisträgerin.