Pastor Peer-Detlev Schladebusch, Referent im HkD, erklärt im ideaSpezial 1.2015, was Pfarrer und Manager verbindet und was sie trennt
Die Aufgaben, die Pfarrer übernehmen, werden vielfältiger. Viele fühlen sich mittlerweile immer weniger als Hirte oder Prediger, sondern als Manager eines mittelständischen Unternehmens. Doch was verbindet die beiden Berufsgruppen tatsächlich, was trennt sie und was können Pfarrer möglicherweise von Managern lernen?
Theologen haben sich im Studium mit Griechisch, Hebräisch und Latein beschäftigt. Sie haben gelernt, wie man eine Predigt hält. Sie wurden zu Seelsorgern ausgebildet. Doch in der Praxis erwarten sie noch mehr Aufgaben. Plötzlich müssen sie Gremien vorstehen, eine Gruppe von Haupt- und Ehrenamtlichen führen, Immobilien verwalten, einen Haushalt überschauen und alles bestmöglich dokumentieren. „Der Pfarrberuf hat sich gewaltig verändert“, sagt Pastor Peer-Detlev Schladebusch (Hannover). Als Mitbegründer von Spiritual Consulting (Spirituelle Beratung), einem Angebot der Ev.-luth. Landeskirche Hannovers, und als Theologe kennt er sowohl die Anforderungen an Manager als auch an Pfarrer. Schladebusch: „Die Kirche hat sich vieles von der Wirtschaft abgeschaut.“ Die Führungskultur in großen Unternehmen sei dabei zum Vorbild geworden. Doch das sei oft nicht weit genug gedacht.
Denn in der Kirche gehe es nicht nur um Zahlen, Normen und Statistiken, sondern vor allem um geistliche Leitung. Schladebusch: „Die spirituelle Praxis aber leidet oft im Tagesgeschäft.“ Pfarrer beschäftigten sich oft mit der Bibel - aber meist stellten sie sich die Frage, wie sie Abschnitte für die nächste Predigt nutzen können: „Die zweckfreie Beschäftigung mit der Heiligen Schrift kommt leider oft zu kurz.“ Auch die Seelsorge rücke in den Hintergrund, weil Pfarrer viele Verwaltungsarbeiten übernähmen. Ihnen machten dabei nicht die vielen Tätigkeiten zu schaffen, sondern dass sie oft keinen Sinn mehr in ihrer Arbeit sehen, so Schladebusch.
Menschenführer oder Manager?
Er hält es deswegen für sinnvoll, im Pfarramt zwischen Menschenführung und „Management“ zu unterscheiden und daraus Schlüsse für den Arbeitsalltag zu ziehen. Unter Menschenführung versteht er dabei die geistliche Leitung einer Gemeinde. Der Fokus liege auf den ehren- und hauptamtlichen Mitarbeitern und deren Unterstützung. Management umfasse die tägliche Routine, also das Abarbeiten von definierten Themen und Aufgaben. Schladebusch: „In der Realität ist der Managementanteil bei Pfarrern viel zu hoch.“ Dabei könnten viele dieser Aufgaben von Verwaltungsmitarbeitern oder von qualifizierten Ehrenamtlichen übernommen werden: „Ein Pfarrer sollte Menschen anleiten und in ihnen die Lust wecken, etwas zu tun. Der Manager kontrolliert und hilft, dass alles umgesetzt wird. Von diesen Aufgaben sollte ein Pfarrer so viel wie möglich abgeben.“ Ihm sei zwar bewusst, dass es in vielen Gemeinden – ähnlich wie in Sportvereinen oder Parteien – mittlerweile schwierig sei, genügend Ehrenamtliche für längerfristige Aufgaben zu finden. Aber für zeitlich begrenzte Projekte ließen sich heute immer noch viele gewinnen.
Das biete einen erfolgversprechenden Ansatzpunkt.
Ein gekürzter Beitrag von Daniela Städter in ideaSpezial 1.2015